Kategorie: Tagebuch

Ayn Rand, ein Theaterabend und die neue deutsche Verbotskultur

Am 28. März 2019 forderte eine Wirtschaftsredakteurin der Süddeutschen Zeitung: „Politik muss auch mal frustrieren.“ Das „EU-Verbot von Einwegplastik“ könne nur ein „winziger Anfang“ sein. Die Einschnitte müssten „auch in Deutschland viel tiefer gehen. Die Konsumenten werden es schon verkraften.“ Am 6. Juni 2019 forderte ein ehemaliger schleswig-holsteinischer Innenminister, Mitglied der SPD, in der Süddeutschen Zeitung „mehr Verbote“. Es sei „ein Trauerspiel, dass selbst bekennende Ökologen sich scheuen, zur Durchsetzung der Klimaziele für gesetzliche Verbote oder Auflagen zu werben.“ Die „strikte Regulierung gemeinwohlschädlicher Technik“ dürfe nicht länger tabu sein. Am 7. Juni 2019 erklärte Ellsworth Toohey auf der Bühne des Thalia-Theaters in Hamburg: „Das Grundübel unserer Zeit ist der Trugschluss, Freiheit und Zwang seien Gegensätze. (…) In ihrem Wesen sind Freiheit und Zwang dasselbe.“

Foto: A. Kissler

Ellsworth Toohey ist ein Salonsozialist der schreibenden Zunft. Ersonnen hat ihn die philosophische Schriftstellerin, dichtende Philosophin Ayn Rand für ihren 1943 in den Vereinigten Staaten erschienenen Roman „The Fountainhead“. Dessen Adaption wurde nun in Hamburg aufgeführt. Natürlich, 1943 gab es noch keinen Heribert Prantl oder Jakob Augstein, wohl aber den Prototyp eines hochtourigen Schaufenstermoralisten, wie Ellsworth Toohey ihn verkörpert. Er vermag keinen Artikel zu schreiben, keine Rede zu halten, ohne nach „Umverteilung“, „Solidarität“, „Gerechtigkeit“ zu rufen. Ihm liegen die „Bedürfnisse aller“ am Herzen, während er sich das einzelne Individuum als Schuft denkt.

Ganz in Weiß ist Ellsworth Toohey in Hamburg gekleidet. Der dreiteilige Anzug steht ihm gut. Der Salonsozialist als Salonlöwe und Besserverdiener. „Verkehrsampeln“, erklärt Toohey gegen Ende der fast viereinhalbstündigen, in ihrer Präzision ebenso unterhaltenden wie anregenden, rundum empfehlenswerten Inszenierung Johan Simons’, „Verkehrsampeln schränken Ihre Freiheit ein, eine Straße jederzeit zu überqueren. Doch diese Einschränkung gibt Ihnen die Freiheit, nicht von einem Lastwagen überfahren zu werden. (…) Durch jeden neuen uns auferlegten Zwang gewinnen wir automatisch eine neue Freiheit.“ So hütchenspielerschlau die Klauberei sein mag (hat jemand schon den Zwang zur Armut gerühmt, die in Venezuela gerade die Freiheit kalorienarmer Ernährung schenkt?): Solche Begriffsjonglage erfreut sich hierzulande großer Beliebtheit unter grün-linken Vorzeichen, in Medien, Politik, Teilen der Gesellschaft.

Ellsworth Toohey ist eine Edelfeder im Medienimperium des Gail Wynard. In dessen boulevardesker Tageszeitung The New York Banner, entnehmen wir der deutschen Übersetzung des Romans „The Fountainhead“ durch Werner Habermehl unter dem Titel „Der Ursprung“, spiegelt sich ein „neuer Trend der öffentlichen Meinung“ wieder. Auch diese Beobachtung Ayn Rands klingt wie für deutsche Verhältnisse des Jahres 2019 geschrieben: „In Berichten über Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wurden die Arbeitgeber allein schon durch die Wortwahl schuldig gesprochen, was auch immer die Tatsachen sein mussten. In Texten über die Vergangenheit hieß es immer ‚unsere dunkle Vergangenheit‘ oder ‚unsere trübe Vergangenheit‘. In Erörterungen persönlicher Motive waren die Menschen immer von ‚Eigennutz getrieben‘ oder ‚von Habgier besessen‘. In einem Kreuzworträtsel war der Suchbegriff ‚Antiquierte Individuen‘. Das Lösungswort lautete ‚Kapitalisten‘.“

Ayn Rand war eine leidenschaftliche Verfechterin des Kapitalismus. Als Philosophie wie als Praxis war der Kapitalismus der russischen Emigrantin aus jüdischem Elternhaus die größte Garantie für das größtmögliche individuelle Glück, verstanden als Zustand widerspruchsloser Freude. Nur in einer kapitalistisch verfassten Welt schienen ihr das Recht auf Leben, das Recht auf Freiheit, das Recht auf Eigentum und nicht zuletzt der freie Wille verbürgt. Ayn Rand schrieb in ihrem Hauptwerk, dem Roman „Atlas shrugged“ von 1957: „Wenn der Mensch auf der Erde leben soll, ist es richtig, dass er seinen Verstand verwendet, ist es richtig, dass er nach eigenem freien Ermessen handelt, ist es richtig, dass er für seine Werte arbeitet und das Produkt seiner Arbeit behält. Wenn das Leben auf der Erde sein Ziel ist, hat er ein Recht, als ein rationales Wesen zu leben.“

Als Hohepriesterin des Egoismus gilt Ayn Rand – freilich eines rationalen oder klassischen Egoismus’, worauf Tibor R. Machan in seiner Monographie „Ayn Rand“ von 1999 eindrücklich hinweist. Rands Egoismus lehre gerade nicht, „dass jeder immer selbstsüchtig ist. Diese Lehre sagt nicht: ‚Tu, was immer du tun willst.‘ Er lehrt, dass ein gutes menschliches Leben zu führen bedeutet, eine denkende, überlegende, aufmerksame Person zu sein.“ Dann und erst dann kann sich eine gute Gesellschaft entwickeln. „Die Frage ‚Wie sollte eine menschliche Gemeinschaft organisiert sein?‘ ist nur im Sinne von ‚Wie sollte ich, ein Mensch, mein Leben leben?‘ beantwortbar.“ Heute dominieren Verbotskulturen und Gruppenphantasmen in der Nachfolge eines Ellsworth Toohey.

Schlechte Zeiten sind es wieder einmal für Rands Musteregoisten Howard Roark, einen unangepassten Architekten, die Hauptfigur in „Fountainhead“. Er schätzt an sich und anderen exakt zwei Dinge: ein autarkes Ego und eine rationale Weltwahrnehmung. Sie verbürgen Glück, nur sie. Wenn Ellsworth Toohey den Bauten Roarks eine „beleidigende Unabhängigkeit“ vorwirft – sie fügen sich in keine Umgebung –, benennt er den fundamentalen Gegensatz. Toohey will Gleichklang, Allgemeines, die Masse, Roark Unterschiede, Besonderes, das Individuum: „Der schöpferische Mensch denkt und arbeitet allein. Er opfert niemanden.“ Ergo: Wer die Menschheit im Munde führt, ist bereit, den Menschen zu opfern.

Toohey bekennt es. Er habe den Massen immer Altruismus gepredigt, damit diese sich schuldig fühlen und sich in ihrer Schuld zu ihm flüchten. Um herrschen zu können, griff er ins hohe Moralregister: „Treibe einen Keil in die Seele eines Menschen, lege deine Hand darauf – und er gehört dir. (…) Lass nicht zu, dass jemand glücklich ist. Glück bedeutet Unabhängigkeit und Selbständigkeit. Glückliche Menschen sind freie Menschen. Zerstöre also ihre Lebensfreude. (…) Der Altruismus ist dabei von großer Hilfe.“ Die grün-linke Verbotspastoral unserer Tage lässt sich vor diesem Hintergrund als Einladung zur Unterordnung deuten. Und der schrille Panikton als Leitmotiv geistiger Einebnung. So schwindet Freiheit, denn Freiheit braucht Unterschiede, braucht Eigentum, materielles wie intellektuelles, braucht die Bereitschaft, selber zu handeln statt andere zu ermahnen.

Howard Roark setzt „das wunderbare, unabhängige Denken seines Geists“ dagegen. In einer abschließenden Rede erkennt er „keine Verpflichtungen gegen Menschen an außer einer: ihre Freiheit zu achten und mich nicht mit einer Gesellschaft von Sklavenhaltern einzulassen.“ Ayn Rand wusste, woran es damals gebrach und heute gebricht und was wir bräuchten, ehe wir im geistigen Treibsand ertrinken: Den Mut zur Freiheit. Die Leidenschaft des eigenen Gedankens. Die Verantwortung für unsere Taten.

Insofern heißt der lange Hamburger Abend uns hoffen. Es darf noch differenziert, darf weiterhin gedacht werden auf öffentlichen Bühnen. Demnächst vielleicht auch am Schauspielhaus Zürich, wo ab Januar 2020 Ayn Rands „Atlas Shrugged“ unter dem Titel „Der Streik“ zu sehen sein wird. Bis dahin, bis auf Widerruf und nicht nur in süddeutschen Zeitungen gilt: Überprüfen Sie Ihre Prämissen!

Frau Merkel beendet Dinge

In jener Woche, da Deutschland in einem internationalen Wettbewerbsfähigkeitsranking auf den 17. Rang durchgereicht wurde und in einer Liste der attraktivsten Standorte für zuwandernde Fachkräfte nur noch Rang 12 belegte; in jenem Monat, da das polizeiliche Lagebild zur ausufernden Clan-Kriminalität in Nordrhein-Westfalen vorgestellt wurde; in jenem Jahr, da bekannt wurde, dass deutlich mehr Deutsche Opfer werden von Gewalttaten durch Migranten als umgekehrt – Ende Mai 2019 also machte sich die studierte Physikerin und derzeitige Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, Angela Merkel, auf über den Großen Teich, um an der Harvard-Universität eine ihrer besseren Reden zu halten. Die Rede mündete in ein weitreichendes Bekenntnis: „Ich glaube, dass wir immer wieder bereit sein müssen, Dinge zu beenden“.

Zugegeben: Die Hinführung zu diesem Zitat im obigen Absatz war ein klassisches Framing – noch dazu kein Framing, das der Kanzlerin gefallen kann, die ihre „Commencement Speech“ an die diesjährigen Absolventen als transatlantischen Freiheitsgruß begriffen sehen möchte. Alles war in Cambridge auf herzinnige Übereinstimmung geeicht zwischen der linksliberalen akademischen Elite der amerikanischen Ostküste – ja, und wem eigentlich? Bürgerin Merkel sprach von Leitprinzipien ihres Regierungshandelns, als sei damit das Tor zu ihrem Inneren geöffnet. Sie gab als Inneres aus, was sie als objektive Prinzipien darstellte. Sie behauptete die Einheit von Person und Tat, von Politik und Biografie. Ein kühner Ansatz. Der Effekt, der sich einstellen sollte, lautete: Ich bin aus einem Guss. Mein Leben taugt zum Exempel, lernt daraus. Es war eine protestantische Predigt.

Darum gab es ein verhältnismäßig reiches Bouquet von Merksätzen, Sinnformeln, Erbauungsclustern. Beginnend mit Hermann Hesses „Zauber“, der „jedem Anfang“ innewohne, kam die Rednerin über „Jede Veränderung fängt im Kopf an“ und „Veränderungen zum Guten sind möglich, wenn wir sie gemeinsam angehen“ hin zu „Überraschen wir uns damit, was möglich ist,“ und schließlich zu „Ich glaube, dass wir immer wieder bereit sein müssen, Dinge zu beenden, um den Zauber des Anfangens zu spüren und Chancen wirklich zu nutzen.“ Auf dem Weg dorthin machte Merkel sich die pathetische „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen zu Eigen, als sie in deren Sinn behauptete, „wir können die Erderwärmung stoppen. Wir können den Hunger besiegen. Wir können Krankheiten ausrotten.“ Können wir wirklich? Vielleicht. Werden wir je? Gewiss nicht. Die „Agenda 2030“ zeigt, dass im Wolkenkuckucksheim viele Wohnungen sind, auch eine für die Kanzlerin.

Der Bürgerin Merkel, die in der DDR es sich einzurichten verstand, mögen Selbst- und Systemlob anstehen. Bei der Kanzlerin hat es ein G‘schmäckle. Wenn eine Regierungschefin „Mut“ und „Wahrhaftigkeit“ als leitende politische Prinzipien präsentiert, stellt sie damit ihrer eigenen Politik nicht nur einen Blankoscheck aus. Sie präsentiert ihr 14-jähriges Wirken an der Spitze der gesamtdeutschen Exekutive als idealtypisch gelungen. „Schaut auf diese Frau, betrachtet mich“ war der Subtext der Harvard-Rede: „Ich habe gelernt, dass auch für schwierige Fragen Antworten gefunden werden können, wenn wir die Welt immer auch mit den Augen des anderen sehen. (…) Und wenn wir bei allem Entscheidungsdruck nicht immer unseren ersten Impulsen folgen, sondern zwischendurch einen Moment innehalten, schweigen, nachdenken, Pause machen. Freilich, dafür braucht es durchaus Mut. Vor allem braucht es Wahrhaftigkeit gegenüber anderen und – vielleicht am wichtigsten – gegenüber uns selbst. (…) Dazu gehört, dass wir Lügen nicht Wahrheiten nennen und Wahrheiten nicht Lügen. Es gehört dazu, dass wir Missstände nicht als unsere Normalität akzeptieren.“

Wer fern der Heimat Mut und Wahrhaftigkeit für seinen Lebensgang in Anspruch nimmt, der muss sich fragen lassen: Wäre Wahrhaftigkeit nicht das sicherste Mittel, um bei einer Wahl zu verlieren? Wurden die Kosten der in Harvard bejubelten Merkelschen Flüchtlingspolitik schon wahrhaftig präsentiert? Wo lag die Wahrhaftigkeit verborgen zwischen der Merkelschen Aussage, es werde keine Pkw-Maut geben, und der Ankündigung einer Pkw-Maut unter Merkel? Blieb die Wahrhaftigkeit erhalten zwischen einer marktfreundlichen CDU von 2003 und der staatsfreundlichen CDU von heute? Und, schwieriger noch: Kann eine Regierungs- und Parteichefin wirklich Mut für diese oder jene Entscheidung beanspruchen, breit abgesichert durch Kohorten der Zustimmung in Partei, Parlament, Medien? Generell sollte sich ein Satz des Sinnes „Ich bin mutig, ich bin wahrhaftig“ unter vernünftigen Erwachsenen verbieten.

Am Ende öffnet sich ein Abgrund. Merkel fräst das Loch, in dem ihre Politik versinkt. „Ich glaube, dass wir immer wieder bereit sein müssen, Dinge zu beenden“. Als Nutzanwendung aus Hermann Hesses Gedicht stimmt der Satz. Als Lebensregel darf er diskutiert werden. Als Motto für Merkels Lebensabschnitt „nach dem Leben als Politikerin“ bleibt er denkbar. Als Überschrift für das Politikverständnis der Angela Merkel ist er fatal. Die Kanzlerin gibt als ihre „Erfahrung (…) in der Politik“ eine Absage an das Politische aus. In einer Demokratie beenden nicht Politiker, sondern Wähler die jeweiligen Dinge. Dezisionismus passt nicht zur liberalen Republik. Hat Merkel das „Ding“ namens Kanzlerschaft beendet – oder haben nicht eher erodierende Wahlergebnisse und die Abnutzung der langen Dauer den Schritt erzwungen? Hat am Ende sie, die sich gerne und auch in Harvard als Zuhörende, Abwägende, Moderierende versteht, doch mehr aktivistisch beendet denn im Sachzwang nachvollzogen? An den Atomausstieg, die Abkehr von der Wehrpflicht und das Ende des nationalstaatlichen Deutschlands im Medium der Migrationspolitik lässt sich da denken.

So war es in Harvard ein Augenblick unverschuldeter Selbsterkenntnis: Hier stand eine, die immer anders hätte können, sich aber nie scheute, dem Abgelebten einen Tritt zu geben. Souverän ist, wer über den Endzustand bestimmt. Wer hätte gedacht, dass die Protestantin Merkel uns je einen solchen Carl-Schmitt-Moment bescheren würde.

Reis mit Alpaka

Eine Schale Reis stand zwischen ihnen und sonst nichts. Er hatte sich dann doch entschieden, nur eine zu kaufen für sie beide, das würde genügen. Reis sättigt. Basmati-Reis mit etwas Salat, etwas Gemüse, etwas Koriander, einer Soße nach Zitrone und Tamarinde. Reis asiatisch im recycelten Karton. Hellbraun und tief war die Schale, aus der sie aßen, Vater und Sohn. Manchmal kamen sie sich beim Löffeln nah, als wollten sie sich gegenseitig die Bissen kühlen. Ehe einer vor dem anderen zuschnappte. Traurig blickte der Sohn, neugierig der Vater.

Mai, Deutschland 2019

Es war Mai in Berlin, und in den Anden graste ein Alpaka. Ihm genügen Sonne, frische Luft, Gras und andere Alpakas. Ein Einzelgänger war das Alpaka nie. Zweimal im Jahr wird es geschoren. Seine Wolle ist begehrt. Sie wärmt unvergleichlich. Nach der Schur sieht das Alpaka sehr nackt aus. Nur am Kopf bleibt das Fell stehen. Seinen stolzen Blick lässt das Alpaka sich nicht nehmen, dort in Bolivien oder Chile oder Peru. Wer es in die Enge treibt, den bespuckt es. Das Alpaka ist ein friedlicher Vegetarier und versteht sich zu wehren. Auf Lateinisch heißt es Vicugna pacos.

Die Haare des Jungen waren blond und fielen schwungvoll herab über beide Ohren. Vor der Schulter machten sie Halt. Er hatte braune Augen und einen durchdringenden Blick. Seine Hose war blau, sein Hemd rot, seine Jacke beige. Er sprach klar, ohne Zögern, ohne Dialekt, ohne Korrekturen. Er fühlte sich zuhause in seinen Worten, wie es Greise am Ende allen Missverstehens tun, doch seine Worte machten ihn nicht froh. Was nützt es, alles über Alpakas zu wissen, den Vater damit zu beeindrucken, Fragen zu stellen und selbst zu beantworten, wenn man an einem kalten Maientag in Berlin sitzt und die Hitze vom Löffel bläst? War das hier ein richtiges, war es sein Leben überhaupt? Abermals bildete sich auf der Stirn des zwölfjährigen Jungen eine gekrümmte Linie. Sie führte von der linken Braue bis an die rechte und machte nicht kehrt.

Welches Lied der Vater am liebsten gemocht habe, als er jung war? Ob er lieber heute ein Kind wäre als damals, als er es war? Beide Fragen stießen in ein Schweigen hinein. Der Vater, keineswegs ein alter Mann, blond auch er, doch dünneren Haars und leiserer Stimme, musst lange überlegen. Welches Lied? Da fiel ihm auf die Schnelle keines ein. Es waren so viele. Der Sohn täte es, endlich gefunden, nicht kennen. Vielleicht von Sade? Vielleicht von Bowie? U2? Und die andere Frage sei unbeantwortbar. Man wisse ja zu keinem Zeitpunkt, was käme, und man wisse nicht, wie man wäre, wenn man noch einmal die selbe Phase durchlebte. Also zurückfiel ins Heute gewissermaßen. Alles in allem, letztlich, wenn er es sich aber genau überlege: Er wäre lieber heute Kind als damals in diesen Achtzigern, Neunzigern. Diese ganzen Möglichkeiten heute.

Der Sohn musste nicht überlegen. Er schien auch diese Frage nur gestellt zu haben, um sie selbst beantworten zu können. Bei ihm sei es umgekehrt. Er wäre lieber damals ein Kind gewesen. Ein Eiseshauch der Fremdheit stand plötzlich zwischen den beiden. Der Reis dampfte nicht mehr. Das Gemüse war verschwunden. Die Schale aus der Mitte hin zum Sohn gewandert. Wortlos war der Vater überrascht und fand keine Worte für seine Überraschung. „Damals?“ Sein Blick wurde Echo. Hinter dem Gitter der Stirn jagten die Gedanken einander. Litt der Sohn an seinem Kindsein? Sehnte er sich nach einem frühen Ende? Nach raschem Reifen? Nach einem Verschwinden?

Der Vater grübelte und leerte die Schale. Nach einer Weile fiel aus dem Mund des Sohns ein Wort auf die schon leere Fläche zwischen den beiden, und alles löste sich, ohne sich aufzuklaren. Ein Wort nur, das Wort vom „Klimawandel“, lag da nun und entsiegelte die Rede. Damals sei das alles noch nicht so schlimm gewesen wie heute. Damals war die Katastrophe weiter entfernt als heute. Damals gab es weniger Grund zur Trauer als heute. Er könne sich nicht freuen am Heute, nicht freuen auf Morgen. Er wäre lieber damals Kind gewesen.

Der Vater zahlte. Sie verließen den Tisch. Ein Zug wartete. Brachte sie irgendwo hin, weit weg. Alpaka sein. Draußen sein. Es warm haben in den Anden, menschenfrei.

Wie ich einmal mit Angela Merkel im Theater war

Manche Dinge geschehen ohne einen, obwohl man dabei war. Oder war man es am Ende gar nicht? War man zwar da, aber nicht dabei – oder dabei, aber nicht da? Dann liest man in den Akten der Erinnerungen und findet sich nicht. Dann ist es, als führte ein anderer das Regiment über das eigene Leben. Als hätte ein Schwamm die Tropfen des Gewesenen aufgesogen, restlos, und nur eine blitzblanke, leere Oberfläche im Oberstübchen zurückgelassen. Sie dürfen nun andere beschreiben.

All das frug ich mich heute morgen, als ich las, Frau Dr. Merkel habe der Premiere des Schauspiels „Der Menschenfeind“ von Molière gestern beigewohnt. In Berlin, im Deutschen Theater, in Reihe 6, Parkett Mitte. Ich schaute auf meine Eintrittskarte und fand die Ahnung bestätigt, dass ich tatsächlich gestern zur selben Zeit am selben Ort weilte. In Reihe 7, Parkett Links, Platz 20. Grob geschätzte dreieinhalb Meter Luftlinie schräg hinter der Bundeskanzlerin – ohne sie gesehen, bemerkt, gehört zu haben. War sie wirklich da? Oder spielt hier gerade ein Gerücht stille Post, bis niemand mehr weiß, was da gestern wirklich geschah, in der Hauptstadt, zwischen halb acht und zehn nach neun, in einem Theater oder sonstwo, wo die Kanzlerin applaudierte oder gar nicht da war?

Auf der Bühne war als Dauermiesepeter und Titelheld Monsieur Alceste da, dargeboten von Ulrich Matthes, über dessen hinaustrompetete und durch allerlei Moralfanfarentum bekräftigte SPD-Sympathie man beinah‘ schon vergessen hätte, dass er im Hauptberuf Schauspieler ist und zwar ein sehr guter, was ihn deutlich abhebt von Martin Schulz, beispielsweise. Alceste stößt in seinem humorlosen Einsatz für die Wahrheit und nichts als die Wahrheit im absolutistischen Frankreich eine jede und einen jeden vor der Kopf: „Ich habe keine Lust, mir die Zunge zu verrenken / und vor allem, was ich sage, nachzudenken.“ Was ihn schon weniger abhebt von Martin Schulz, beispielsweise.

Alceste begehrt den in Franziska Machens‘ Darstellung hanseatisch nölenden Vamp Célimène, eine junge Witwe von hohem Wuchs und etwas minderen Geistesgaben. Welche freilich reichen, die drei ebenfalls um sie werbenden Gecken Oronte, Acaste und Clitandre turmhoch zu überragen. Star des Abends freilich war Alcestes Freund Philinte, der bei Manuel Harder vom Stichwortgeber zum menschenfreundlichen Melancholiker wird; er weiß, die Menschen könnten besser sein, doch andere als jene, die wir haben, sind derzeit nicht im Angebot. Alcestes Devise, „dieser Irrsinn ist kaum noch zu ertragen / ich könnt‘ die ganze Welt erschlagen“, ist das seine Motto nicht. Philinte vertritt gewissermaßen die Bonner Republik gegen die Zumutungen des Berliner Dampfdruckkessels. Regisseurin Anne Lenk hat das alles geschwind, sportiv, munter inszeniert, ohne sich um vordergründige Aktualisierungen zu scheren. Kein Trump twittert von der Bühne herab, kein Habeck nimmt übel, keine Greta panikt. Nur Angela Merkel, die genoss ganz gelöst in Reihe 6, Parkett Mitte. Hieß es tags darauf.

Hätte ich sie erkannt, die Kanzlerin, wäre die Luftlinie noch ein wenig geringer gewesen zwischen ihr und mir: Hätte ich ihr ein Wort zugerufen, ein kräftiges? Ihren inneren Abschied gemaßregelt vom Amt, das sie noch innehat? Ihr schlechtes Deutsch im Blitz karikiert? Ihre Wurstigkeit treffend gespiegelt? Ihren Schlingerkurs bezwingend gekontert, fix und vif? Ach, es hätten meine fünf Sekunden werden können in den Akten der Weltgeschichte. Reihum saßen Journalisten, jemand hätte meinen gerechten Furor, ganz im Stil Alcestes, aufgezeichnet, ihn ins Netz gestellt, eine Debatte losgetreten für Wochen: Eklat im Theater – Haben Politiker kein Recht auf Privatleben?

Ich aber sah sie nicht, hörte sie nicht, bemerkte sie nicht. So wurde es ein schöner Abend. Für Angela Merkel und für mich.

Robert Habeck und ein Mülleimer namens Deutschland

Es gibt Sätze, die treffen dich ins Mark. Oder ins Herz. Und andere lassen dich ratlos zurück. Und je länger du darüber nachdenkst, desto ratloser wirst du. Ein solcher Satz ist: „Von oben sah Deutschland aus, als hätte jemand einen Mülleimer ausgekippt.“ Die Perspektive dessen, der zu diesem Vergleich greift, ist benennbar. Ein Blick aus dem Flugzeug beim Anflug auf Hamburg verleitet zur trashigen Assoziation. Doch was enthielt wohl der Mülleimer, dessen Inhalt sich auf Deutschland ergossen haben soll? Welche Reste, welcher Abfall, welcher Dreck gibt Deutschland sein sublunares Gepräge? Von oben schaut hier kein Vogel und natürlich kein Gott, sondern ein Fotograf namens Niels Ketelsen. Er ist eine Hauptfigur im Roman „Der Schrei der Hyänen“, geschrieben von Robert Habeck. Und damit werden die Dinge heikler.

Aus einem Eimer wird ein Mülleimer, weil und sofern er Müll enthält, also Weggeworfenes, Unbrauchbares, Ungenießbares, Unverwertbares. Werden auf Autobahnraststätten oder Autobahnabfahrten Mülleimer entleert, ist das kein schöner Anblick und eine Ordnungswidrigkeit obendrein. Deutschland müsste eine amtlich zugelassene Abfallbeseitigungsanlage sein, damit sich Müll legal über ihm entleeren ließe. Die Republik: eine einzige Deponie, stinkend und hässlich und ungeordnet. Niels Ketelsen denkt offenbar in solchen Kategorien, als er „zurück nach Deutschland“ kehrt. „Vor über dreißig Jahren hatte er Deutschland verlassen. Damals hatte er geglaubt, Afrika würde sein größtes Abenteuer werden, Wildheit und Freiheit würden sich zusammenschließen zum Sinn des Lebens. Aber genau das Gegenteil war passiert.“ Was glaubt Robert Habeck?

Den „Schrei der Hyänen“ schrieb der heutige Co-Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea Paluch 2004. Er war damals 35 Jahre alt, und es war nicht ihr erster Roman. Zuvor war „Hauke Haiens Tod“ erschienen, ein „historischer Roman“ und Krimi. Folgen sollten unter anderem „Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf“, „Zwei Wege in den Sommer“, „Zwischen den Jahren“ nebst mehreren Jugendbüchern. Wie stets gilt auch hier: Gemeinschaftswerke können nicht auseinander dividiert werden auf die Anteile des einen schreibenden Teils, und Figurenreden, Figurengedanken sind nicht mit den Redeweisen und Ansichten der Autoren gleichzusetzen. Doch Deutschland als Mülleimer: Das war Teil des Gedankenhaushalts von Robert Habeck gewesen. Und ist es noch heute?

Der Roman erzählt die Geschichte mehrerer Generationen zwischen 1894 und Gegenwart, in der Afrika und Deutschland ineinander verwoben und gerichtet sind. Deutsche sind blasierte Bildungsbürger, blöde Besitzstandswahrer oder brutale Machos. Afrikaner sind Opfer, dies- und jenseits der Kolonialzeit. Der Verlag bewirbt den „Schrei der Hyänen“ mit der Zeile „Mittagsglut im Schatten der Kameldornbäume“. Vor dem politischen Kitsch der Grünen stand der literarische Kitsch von Robert Habeck und Andrea Paluch. „Kaum lag der Namibsand hinter ihnen, hatte die Sonne keine Grenzen mehr und verdrängte das Meer aus dem Himmel.“ Wie darf ich mir das vorstellen? Welcher Himmel enthält Meer, welche Sonne färbt den Horizont? Immerhin: Schon 2004 lockte Grenzenlosigkeit. Schon 2004 war der Deutsche böse, die Deutsche sentimental, Deutschland hässlich, der Afrikaner ausgebeutet.

Eine andere Hauptfigur, eine 84-jährige ehemalige Hamburger Senatorin, kann in „Der Schrei der Hyänen“, einfach „nicht verstehen, warum die meisten Menschen den sauren Regen und das Waldsterben hinnahmen.“ Tempi passati. Heute kennt das grüne Schlagwortgewerbe andere Gassenhauer. Sie heißen Klimawandel, Bienensterben, Gender. Geblieben ist die Bereitschaft zur politischen Hysterie, zur moralgestützten Soforterregung wider ein Deutschland, dem die Grünen entstammen. Geblieben ist der Kitsch, der sich als Nachdenklichkeit ausgibt. Geblieben ist schlechte Laune, die als Kompetenzersatz herhalten muss. Geblieben ist Müll in den Augen des Betrachters. Geblieben ist Habeck.

Das Private retten

Joseph Roth gelesen, die Gegenwart begriffen. Bemerkenswert, was Literatur vermag. Wer einmal litt an seiner Gegenwart, wird zum Propheten der Zukunft, ob er will oder nicht. Es ist die Vernarrtheit ins Jetzt, die blind macht fürs Morgen. So lautet die Nutzanwendung aus der Lektüre der journalistischen Arbeiten Roths von 1929 und 1930. Joseph Roth, sehnsuchtsvoller Habsburger nach dem Untergang des Habsburgerreiches, war davon überzeugt und durchdrungen, „dass die künftigen Geschlechter noch törichter, noch gedanken- und phantasieärmer, noch verworrener dahinleben werden als die heutigen.“

Deshalb habe ihn sein „ganzes Leben hindurch das Bedauern begleitet, nicht fünfzig oder hundert Jahre früher geschrieben zu haben“ – also um 1880 oder um 1830. Am Ende der Goethezeit oder nach der kleindeutschen Reichsgründung, heißt das, in keiner Demokratie. Demokratische Zeiten müssen wir uns durch die Brille des Schriftstellers Roth als unliterarische vorstellen. „Von heute in zehn Jahren“, schrieb er im Juli 1930, werde „die deutsche Literatur aufgehört haben zu leben, werden die meisten jungen Schriftsteller ihre einzig wahre Begabung, nämlich die zur Aviatik und Ozeanüberquerung, entdeckt haben“. An der Technik und dem Mitteilungsdrang, am Leben und am Fortschritt müsse die deutsche Literatur zerschellen, denn „keine einzige europäische Nation hat so wenig Sinn für sprachliche Tradition wie die deutsche.“

Zehn Jahre später war Joseph Roth tot, tobte der Weltkrieg, herrschten nationalsozialistische Barbaren. Insofern war die deutsche Literatur tatsächlich abgetan und begraben. Roth hatte ihr Verdämmern vorausgesehen, weil sein Blick dem Material galt, nicht den Stoffen; der Sprache, nicht dem Leben, gegen dessen billige Seligsprechung er aufbegehrte. Die „barbarische Belletristik“, die schlechten Stil für einen Ausweis von Authentizität hielt, ging der barbarischen Politik voraus.

Und heute? Sind wir nicht alle Zeitgenossen Roths geworden, weil wie damals Nervenkitzel vor Poesie geht und weil wie damals das Private in eine Öffentlichkeit gezerrt wird, die sich so laut Roth als „depraviert“ erweist, als Öffentlichkeit, die „vielleicht, ja wahrscheinlich gar nicht mehr vorhanden ist“? Man mag da gerne an die Netz-Öffentlichkeit unserer Tage denken, aber auch an die Dauerpolitisierung privater Lebensvollzüge, privater Kaufentscheidungen, privater Vorlieben, privater Anschauungen, die nicht mehr privat sein dürfen. Roth wusste, dass eine funktionierende Öffentlichkeit das Tabu des Privaten akzeptieren muss.

Immer wieder traf er in Deutschland Menschen, die ihm sagten, „dass es so nicht weitergehe.“ Menschen, die „von öffentlichen Dingen sprechen und nicht von privaten“, nachdem beide identisch geworden waren. „Die Sorgen der Welt sind eingedrungen in die Häuser, in die Hirne, in die Herzen der einzelnen. Und weil die gewählten und beamteten Verwalter des Landes und der öffentlichen Angelegenheit versagen, verlässt man sich nicht auf sie, und jeder kleine Mann im Lande ist winzig und hilflos preisgegeben den Stürmen der Welt. (…) Er hat kein privates Leben mehr, die einzige Form des Lebens überhaupt.“ Auf welche neuen Barbarismen bewegen wir uns zu in einer antiprivaten Gegenwart?

Joseph Roth gelesen, die Gegenwart begriffen. Das gilt erst recht für seine Beobachtung der inneren Verwandtschaft von Moderne und Mode. Er wundert sich über katholische Kirchen, in denen das Ewige Licht „nicht angezündet, sondern angeknipst“ wird; „wenn ich derlei Manifestationen der Moderne begegne, vermisse ich unter den Heiligenbildern den Mister Edison mit dem Glorienschein.“ Er tadelt jenen adretten Berliner Kaplan namens Fahsel, der sich für eine Illustrierte als Boxer ablichten ließ. Solche Zurschaustellung angeblicher Niedrigschwelligkeit, vermeintlicher Unkonventionalität sei schlicht würdelos. „Es scheint“, folgert Roth, „dass auch die berufenen oder wenigstens traditionellen Kämpfer gegen die flüchtigen Schlagworte der Gegenwart selbst den Schlagworten zu verfallen beginnen und dass also das Wort von der Götterdämmerung wahr werden soll. Jeder Untergang einer Macht beginnt mit der Bereitschaft, das Symbol einer Mode auszuliefern.“

Ist die heutige Kirchenkrise nicht das punktgenau verdiente Resultat einer Auslieferung der Glaubenssymbole an die Mode? Eines Übermaßes an subjektiver Leutseligkeit und eine Mangels an objektiver Überzeugung? So wie die Krise der Politik sich ergibt aus der Implosion ihrer Symbole? Ein Staat, dessen Oberhaupt sich als Betreuer der Braven versteht, kann kaum auf die Loyalität aller hoffen. Parteien, die auf Ausgrenzung setzen, können kaum die Spaltung besiegen und die Gesellschaft einen. Und eine Kunst, die der gespürten Realität den Vorrang vor aller Form einräumt, wird nie das Herz begeistern.

Roth gelesen, die Gegenwart begriffen, die Zukunft geschaut. Retten wir das Private. Retten wir uns.

Der Seebär. Zum Tod des Schriftstellers Ulrich Schacht

Diesen Satz aus einer Biographie habe ich lange nicht verstanden: Geboren worden sei dieser Mann, dieser Mensch „im Frauengefängnis Hoheneck“. Wie kann das sein, dachte ich naiv, dass ein Mensch, ein Knabe in einem Gefängnis nur für Frauen zur Welt kam? Gewiss, das war eine sehr kindische Frage. Die DDR des Jahres 1951, von dem hier die Rede ist, hielt zur segregierten Bestrafung sogenannter Staatsfeinde Gefängnisse für beide Geschlechter parat, und warum sollte dort nicht, zwangsgetrennt vom Vater, der kleine Ulrich geboren werden? Als aus diesem der Erwachsene Ulrich Schacht geworden war, viele Jahrzehnte später, sagte er: „Es gibt eine Tradition in meiner Familie, in entscheidenden Momenten keine Rücksicht auf Bedrohungen zu nehmen und das zu sagen, was man für die Wahrheit hält. Ich bilde mir gar nichts darauf ein.“

Auch der Sohn einer deutschen Mutter und eines sowjetischen Offiziers, den er erst spät und mühsam kennenlernen sollte, worüber er „ein literarisches Meisterwerk“ (FAZ) namens „Vereister Sommer“ (2011) schreiben sollte, auch dieser Sohn Ulrich verbrachte wegen „staatsfeindlicher Hetze“ Jahre im DDR-Gefängnis. Knapp drei, um genau zu sein, ehe er im November 1976 von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft werden sollte. So kam der gelernte Bäcker und studierte Theologe nach Hamburg, studierte weiter Politologie und Philosophie, wurde Kulturjournalist bei der Tageszeitung „Die Welt“, hochdekoriert mit dem Theodor-Wolff-Preis des Jahres 1990. Auch als Schriftsteller, als Lyriker und Erzähler vor allem, erwarb er sich den Ruf des feingeistigen Solitärs, die Masse weder findend noch suchend. Den Eichendorff-Preis erhielt er 2013, den Preis der LiteraTour Nord dann 2016, nach Michael Köhlmeier und vor Tilmann Ramstedt. Ulrich Schacht war angekommen, anerkannt in der Bel Etage des literarischen Erzählens, erst recht mit seinem späten Romandebüt „Notre Dame“ (2017), einer doppelten Liebesgeschichte aus der Nachwendezeit.

In Erinnerung bleiben wird er mir als Seebär. So erschien er, ehe ich wusste, dass er in der Hansestadt Wismar aufgewachsen war, bei Großmutter, Mutter und Schwester, allein unter Frauen. Ob er je zur See fuhr? Niemanden vermochte ich mir passender am Steuerrad auf Holzplanken vorzustellen als diese bullige Gestalt mit nacktem Schädel, tief getönter Stimme, kollerndem Lachen, kecken kleinen Augen, kraftvollem Händedruck und immer, wirklich immer in Schwarz gekleidet, schwarze Hose, schwarzes Hemd, darüber ein zweites, dickeres, noch schwärzer, weit über den Gürtel reichend. Liturgisch streng war das und sehr bequem. Passend also für den Genussmenschen und orthodoxen Lutheraner, der 1987 die in Erfurt angesiedelte „Evangelische Bruderschaft St. Georgs-Orden“ gegründet hatte. Diese will „in protestantischer Gestalt und Substanz entschieden und streitbar die Wahrheit des Evangeliums in unserer Zeit und Gesellschaft leben und verbreiten.“

Wie verträgt sich derlei christliches Sendungsbewusstsein mit der Herausgeberschaft (gemeinsam mit Heimo Schwilk) des Sammelbandes „Die selbstbewusste Nation“ von 1995? War das die Lehre aus zwei Diktaturen: wieder wer sein wollen? Während Botho Strauß in seinem anlassgebenden Essay vom „Anschwellenden Bocksgesang“ den „Mut zur Sezession, zur Abkehr vom Mainstream“ forderte und die „Diktatur des Vorübergehenden“ beklagte, „an die die Medien das Volk gewöhnt haben“, dachte Schacht heilspsychologisch. Es sei „die Pflicht der Deutschen, von Auschwitz zu wissen“ und aus diesem Wissen „nicht Stigma, sondern Sorge“ erwachsen zu lassen: „Die einzige – allerdings umfassende und dauerhafte – praktisch-moralische und eben nicht lediglich rhetorisch-rituelle oder bloß finanzielle Konsequenz aus diesem Wissen ist die Sorge um Israel. Denn jeder neue mögliche Holocaust-Versuch an Juden findet dort statt, wo das jüdische Volk lebt, nirgends sonst.“

Ulrich Schacht war ein politischer Mensch mit der Gabe der schneidenden Prägnanz: „Rechts und links sind Stand-Punkte, auf die sich nur noch berufen kann, wer ein schlechtes Gedächtnis hat.“ Er konnte sich über gegenwärtige Meinungskorridore und Sprechverbote in langen Wortkaskaden ebenso empören wie über die Merkelsche Migrationspolitik, doch die zarte Seele hat den Seebär nie verlassen. Ganz schwingt sie aus in seinen Gedichten und in seiner wunderbar inwendigen Novelle „Grimsey“ von 2015 über die Reise eines Mannes auf eine fiktive, vor Island gelegene Insel. Dort angekommen, weiß der Mann „für einige Minuten nicht, welche Richtung er einschlagen sollte.“ Ulrich Schacht beantwortete diese Frage in seinem Schreiben und Leben mit der Wahrheit unter den Bedingungen des Tages, der meist keiner Wahrheit günstig gesonnen war: „Der Rhythmus, in dem er über die Straßen lief, ja schwebte, sein Pfeifen in Wind und Himmel hinein verrieten, dass er die kleinste Gelegenheit nutzen würde, abzuschweifen.“

Ulrich Schacht starb am 16. September 2018 im Alter von 67 Jahren im schwedischen Förslov, wo er seit 1998 wohnte.

Nachtrag: In einer ausrangierten Brieftasche finde ich ein Schnipselchen Text aus dem Jahr 1992. Es entstammt der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, ist „Herbst Brief“ überschrieben und ein Gedicht von Ulrich Schacht. Es geht so: „Verrat mir ein / Geheimnis. Oder mich. Oder / lösch ganz einfach das / Licht in deinem / Auge wenn du / gehst will // ich in der / Tür stehn die / Blätter zählen die der / Wind aufwirbelt ihre / Summe wissen wenn / sie wieder am / Boden // liegen: Das / Muster bergen das / unseren Augen / bleibt.“

Wie man sich das Sparen spart

Es muss ein anderes Volk gewesen sein, dessen Mund einmal so überging: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Das Eichhörnchen war deutsches Nationalsymbol. Es sparte sich vom (Volks-)Mund ab, was es besaß, um zu besitzen, wenn die Zeiten schlimmer werden. Heute macht Deutschland sich als Sparkommissar Europas unbeliebt. Allein das Sparen, das sie meinen, die Merkelmannen, hat mit dem Eichhörnchen von ehedem nichts gemein. Das neue Wappentier der BRD ist die kleine Raupe Nimmersatt und manchmal Pu, der Bär, mit den Tatzenhänden tief im Honigtopf. Er schaut kurz auf, hält inne und schmatzt fröhlich weiter.

Ein Bedeutungsschwund ist zu verzeichnen, eine Einbuße an Differenzierungsfähigkeit, ein Weniger vom Anderen. Dass nämlich, wer spart, einen Teil seiner Habe dem Verbrauch entzieht, ist aus der politischen Erfahrungs- und Vorstellungswelt geschwunden. Im persönlichen Haushalt, hören wir, neige der deutsche Michel noch hie und da dazu, sich etwas auf die hohe Kante zu legen, Konsumverzicht zu üben zugunsten der Tage (und Generationen), die kommen mögen.

Der Staatshaushalt will davon nichts wissen, in ganz EU-Europa. Was dort Sparen heißt, meint nichts anderes, als geliehenes Geld noch länger zu behalten und noch mehr davon anzuhäufen und lediglich das Wachstum dieses fremden Geldes einzudämmen sich vorzunehmen. Sparen ist ein Schuldenzuwachsabnahmeversprechen.

Einer derart drastischen Reduzierung der Begriffsvielfalt entspricht eine ebenso enorme Blödsinnsakkumulation. Finanzminister Wolfgang Schäuble darf sich freuen über sprudelnde Staatseinnahmen. Statt diese zum Schuldenabbau zu verwenden, wird lediglich eine Drosselung der Zunahme der Neuverschuldung lediglich versprochen. Das heißt: Im Jahr 2012 will man sich 35 Milliarden Euro borgen, weit über Plan. Dann aber, 2013, soll die Neuverschuldung auf schlanke 20 Milliarden Euro sinken. Soviel Chuzpe nennt man trotzig Sparen.

Vollends gebeutelte Volkswirtschaften wie jene Spaniens oder Griechenlands sollen, heißt es streng aus Schuldenmeisters Mund, ihre Sparanstrengungen ebenfalls verstärken. Die Merkelmannen sagen Sparen und appellieren an den nackten Mann, die Kleider, die er nicht hat, länger abzuschreiben. Sparen ist, so verstanden, die bloße Aussicht auf sinkende Zuwächse bei der Zunahme der Neuverschuldung. ESM und EFSM machen es möglich.

Ohne allgemeine Folgen wird die begriffliche Engführung des Sparens nicht bleiben. Die Schuldenwirtschaft wird zum Normalfall, der Kredit zur Währung, die Zukunft eine Fata Morgana. Irgendwann, ja irgendwann kommt alles ins Lot: So geht bald schon der Refrain der Staatsbürger von Mund zu Mund. Hoch die Tassen, nach uns die Sintflut, Apokalypse war gestern. Wir fallen aufwärts und ertrinken im Unernst. Message understood.

Scheinloser Schein

In der Scheinbar brennt noch Licht. Eine Lokalrunde jagt die nächste. Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Herzlich eingeladen ist jeder, der auf den Unterschied von Schein und Sein pfeift. Jede, die munter mit den Achseln zuckt, wenn manches Ding sich einmal so und einmal ganz anders verhält und grundsätzlich die alte Weisheit gilt: Meistens ist gar nichts dahinter. Meistens ist alles nur Lug. Oder Trug.

Ja, zu derlei alltagspraktischer Moralität rafft sich eine Generation auf, die ein Wort verdrängte, es durch ein anderes ersetzte, das just das Gegenteil meint, zugleich aber an der alten Bedeutung festhält. „Scheinbar“ ist das neue „Anscheinend“. Ein Anschein, der eine hohe Plausibilität besitzt, für den der letzte Beweis aber fehlt, wird neuerdings mit dem sprachlichen Zeichen für das Kontrafaktische versehen.

Eben das, was nicht war und vermutlich nie sein wird, was eben nur dem Scheine nach und also scheinbar war, geben wir nun aus als das, was anscheinend der Fall ist. Die Bedeutung hat sich verkehrt. Wenn jemand scheinbar keine Nudeln mag, dann ist er versessen auf Nudeln. Wer scheinbar mit Geld umzugehen weiß, ist ein Hallodri und Hochstapler und Vermögensvernichter. Wen scheinbar das Grauen überkommt, den erschüttert nichts. Wessen Zukunft scheinbar rosig ist, der hat auf Sand gebaut. Wem scheinbar nichts über seine Gemahlin geht, der lebt längst in innerer Scheidung: So sagt es uns die Sprache, der wir nun die Gefolgschaft gekündigt haben.

Im nur scheinbaren Schein, korrekt verwendet, schlummerte die große ehrwürdige Menschheitserfahrung, dass der doppelte Boden einerseits die Ausnahme ist und dass die Fassade andererseits ihren Schrecken verliert, weil sie erkannt und durchschaut werden kann, so rar sie auch auftritt.
Nun ist alles vollendet scheinbar geworden, auch das Anscheinende, das kaum noch im Munde geführt wird. Umgangssprachlich gilt nun auch das, was stimmt, als scheinbar – und nicht länger nur das, was sich von selbst demontiert.

Politiker und Hochleistungssportler und Stammtischbelegschaft haben diese Begriffsumkehrung im Tagesgeplauder verankert. Wenn die FDP alle Anstalten macht, die Fünf-Prozent-Hürde zu meistern, dann befindet sie sich neuerdings „scheinbar“, nicht anscheinend im Aufwind. Wenn gewisse Spielzüge endlich wieder funktionieren, dann hat die Mannschaft diese „scheinbar“, nicht anscheinend trainiert – was, im Lichte betrachtet, ein echter Schmarren wäre.

Selbst der Duden hat fast kapituliert: Im Universalwörterbuch von 2010 wird „scheinbar“ in der falschen Bedeutung von „anscheinend“ mit dem Zusatz „ugs.“ für „umgangssprachlich“ versehen. Darunter steht der resignative Hinweis, fein säuberlich eingerahmt und so in letzter Verzweiflungsgebärde hervorgehoben: „Das Adverb anscheinend besagt, dass etwas allem Anschein nach tatsächlich so ist, wie es sich darstellt. Die Wiedergabe eines solchen Sachverhalts durch das Adverb scheinbar ist (…) standardsprachlich nicht korrekt.“

Es ist ein vergeblicher Kampf. Die Umgangs- wird die Standardsprache besiegen und schließlich selbst als solche gelten. Der Sprache Gesetz ist schließlich, dass sie wird und also sich entringt. Zum Jubel besteht indes kein Anlass. Es wird der nunmehr auch sprachliche Triumph sein der Virtualität über das Reale, des allgegenwärtigen Scheins zulasten des differenzierenden Blicks auf Sein und Schein. Auch das, was der Fall ist, mit den Malen der Verstellung zu belegen, deutet auf einen großen Gestaltwandel hin: Wir halten den Schein, wo immer er uns trifft, für das eigentlich Mitteilenswerte. Der Schein ist der Goldstandard unseres Umgangs miteinander.

Vermutlich hat die Sprache klug erkannt, dass dem wirklich und nicht nur scheinbar so ist, und uns darum von der standardsprachlichen Leine gelassen.

Martin Mosebach und die Lourdes-Madonna

Woran erkennt man einen konservativen Revolutionär? Was hätte er zu tun, wäre er keine bloß historische Erscheinung? Er müsste im Widerspruch stehen zur Mehrheitsmeinung, zum Zeitgeist aus wohlüberlegten Gründen. Er müsste die Gegenwart so sehr lieben, dass er sie umstürzen wollte mit Mitteln, die ihm die Vergangenheit an die Hand gibt. Er müsste durchdrungen haben, was er ablehnt, und begehren, was war, und also in etwa so reden, wie es zum „Aschermittwoch der Künstler“ Martin Mosebach in der Münchner Muffathalle tat.

Eingeladen hatte der Erzbischof und Kardinal, gekommen waren Künstler und Bistumsbeschäftigte und Öffentlichkeitsarbeiter, standen in der sonst für Pop- und Rockkonzerte genutzten Halle an Bistrotischen, auf denen kleine Brezeln, Brot und Brötchen und Wasser im Glas aufruhten. An den Hallenwänden, weit oben, hingen zu beiden Seiten Monitore. Sie zeigten später dunkle Farben im Fluss, Blau dominierte. Vorne gab es Stühle für die geladene und mitunter betagte Kirchenprominenz, davor eine Bühne, darüber eine Leinwand. Sie bot einem etwa zehnminütigen Film das Ziel, der festhielt, wie eine Tanzcompanie im Münchner Liebfrauendom einmal Asche zu Boden geworfen und darauf getanzt hatte.

Als es hell wurde in der Halle, legte Mosebach sein „Lob der Lourdes-Madonna“ dar: ein kühnes Unterfangen. Die Lourdes-Madonna hat keinen guten Ruf unter jenen „gebildeten, kunstliebenden, lesenden Menschen“, eben „in unserem Milieu“, das Mosebach jetzt als seine Herkunft benannte und das wohl die Mehrheit in der Halle bildete.

Auch die von Mosebach im Vortrag kritisierten „westeuropäischen Liturgieexperten des zwanzigsten Jahrhunderts“, selbst die gleichfalls kritisierten „oberen Etagen der Hierarchie, Päpstlichen Räte für die Kunst und ähnlichen ehrwürdigen Institutionen“ haben ihr Urteil gesprochen: Die Lourdes-Madonna sei Kitsch und darum abzulehnen.

Mosebach kämpfte gegen dieses Urteil nicht an, sondern nahm es ernst. Ja, das mag wohl sein – doch wie kommt es dann, so die listige Überlegung des Dichters, dass dieselben Experten und Räte und Hierarchen sich mit anderen Formen des Kitsches gar nicht schwer tun? Namentlich mit dem kahlen und dem sauren und dem grünen Kitsch, mit dem Betroffenheits- und Authentizitätskitsch?

Über „moderne Betonkirchen“ echauffiert sich kaum ein zeitgenössischer Kunst- und/oder Kirchenkunstexperte. Dort wird vielmehr das „kleine, zart geschminkte Puppengesicht“ der Lourdes-Madonna zum Zeichen des Widerstands. Mit ihr begehrt das „gläubige Volk“ auf gegen den verordneten „Individualismus und Subjektivismus“, an den die kirchliche Kunst ausgeliefert worden sei. Mit der Lourdes-Madonna rebelliert die Volksfrömmigkeit wider den Zwang zur Abstraktion und praktiziert so eine machtvolle „Re-Ikonisierung“ von unten. Die Lourdes-Madonna sei „die Ikone des Westens.“

Was zeichnet eine Ikone aus? Dass sie keiner Erfindung eines Künstlers sich verdankt, gar keine Kunst sein will, sondern göttlichen Ursprungs ist. So verhält es sich bei den Ikonen des Ostens, die auf das „Tuch der Tücher“ mit Jesu Antlitz zurückgehen, so ist es bei der Ikone des Westens, die in den Visionen der Bernadette Soubirous von 1858 ihren Anfang nahm. Wo seither „die Lourdes-Madonna steht, ist die katholische Kirche. Angesichts solcher Durchsetzungsgewalt – und wie sanft ist diese Gewalt! – schnurrt jedes Geschmacksurteil über sie zum höchst belanglosen persönlichen Schön- oder Hässlichfinden zusammen.“

Außerdem ist eine Ikone stets nach „strengen Gesetzen“ gearbeitet, ist „immer eine andere und immer dieselbe“, verbannt alles Zufällige zugunsten fest gebundener Formen, hat demnach einen geradezu antisubjektivistischen Zug; so auch die Lourdes-Madonna. Als bewusste Absage an den Individualismus werden die Ikonen vom Volk verehrt, von den Theologen und Künstlern des Westens aber beargwöhnt.

Dergestalt heilt die Lourdes-Madonna laut Mosebach einen kulturgeschichtlichen Bruch. Mit der weißen Frau in der Beterpose, den Rosenkranz über den gefalteten Händen tragend, ende ein fast tausendjähriger westlicher Sonderweg, die Abkehr von der „Tradition der Bilder der alten Kirche.“ Daraus darf man wohl folgern: Die oft belächelte Lourdes-Madonna nimmt eine Einheit vorweg, die es theologisch (noch) nicht gibt. Sie ist das Unterpfand der Hoffnung auf eine Versöhnung von westlicher und östlicher Kirche, von Katholizismus und Orthodoxie, letztlich deren vorauseilende Realpräsenz. Spe salvi.

Und dass sie industriell vom Band läuft, die lächelnde Frau, aus Gips meist nur ist, spricht etwa nicht gegen sie? Mosebach schloss mit dem kristallenen Satz: Ja, eine Massenprodukt sei sie durchaus, die Lourdes-Madonna, aber „wer wagt es zu behaupten, wir hätten Besseres verdient?“

Privacy Settings
We use cookies to enhance your experience while using our website. If you are using our Services via a browser you can restrict, block or remove cookies through your web browser settings. We also use content and scripts from third parties that may use tracking technologies. You can selectively provide your consent below to allow such third party embeds. For complete information about the cookies we use, data we collect and how we process them, please check our Privacy Policy
Youtube
Consent to display content from Youtube
Vimeo
Consent to display content from Vimeo
Google Maps
Consent to display content from Google