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Das Denkmal, der Hass und Bismarcks Tränen

Nikolsburg – sagt das noch jemandem etwas? Die Stadt heißt heute Mikulov und liegt in der Tschechischen Republik. Als sie noch Nikolsburg hieß, war sie Teil des Habsburgerreiches. In Nikolsburg wurde am 28. Juli 1866 mit einem Vorfrieden der Grundstock gelegt für den Friedensvertrag zwischen dem siegreichen Preußen und dem unterlegenen Österreich. Im Nikolsburger Schloss weinte Otto von Bismarck. So schreibt es der gewesene preußische Reichskanzler in seinen Erinnerungen. König Wilhelm I. nämlich schien Bismarcks Rat in den Wind zu schlagen und sich der „militärischen Mehrheit“ anzuschließen. Bismarck drang auf Friede und Verständigung – zunächst erfolglos: „Ich stand schweigend auf, ging in mein anstoßendes Schlafzimmer und wurde dort von einem heftigen Weinkrampf befallen.“

Foto: A. Kissler

Ob Bismarck wirklich geweint hat, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, ob er am nächsten Tag wirklich „in der Stimmung“ war, „dass mir der Gedanke nahe trat, ob es nicht besser sei, aus dem offenstehenden, vier Stock hohen Fenster zu fallen“. Auch das steht in den „Gedanken und Erinnerungen“ von 1890. Heute hätte Bismarck allen Grund zu düsteren Gedanken. Gerade wurde sein Denkmal im Hamburger Schleepark mit roter Farbe beworfen. Gerade wird diskutiert, ob und falls ja, in welcher Weise, Bismarck-Denkmäler stehen bleiben sollen. Es gibt deren rund 700 in Deutschland. Auch anderen Heroen der Vergangenheit soll es an den Kragen gehen. Der eine, heißt es, sei Nationalist gewesen, der andere Rassist, ein Dritter habe sich auf unerträgliche Weise zu Frauen geäußert. Denkmäler können sich nicht wehren. Sie stehen stumm und schweigen.

Umso lauter wird der Furor der Aktivisten. In vielen Ländern des Westens wollen sie den öffentlichen Raum säubern von Zumutungen, denen sie nicht standhalten wollen. Allem Hass gereicht zum Vorteil, was sonst Nachteil ist: Unbildung. Darum wächst er epidemisch. Die militante Geste, das Hinwegräumen und Abservieren des Überkommenen, braucht keinen Gedanken, keinen Diskurs, kein Argument. Weg soll für alle, was einige stört. Die Radauelite entscheidet stellvertretend für eine Mehrheit, um die sie sich nicht bemüht. Eine größere Misstrauenserklärung an die Zeitgenossen ist nicht denkbar als die Unterstellung, jene könnten das Vergangene nicht vom Gegenwärtigen trennen; als die Unterstellung, jeder nähere sich einem Denkmal auf Knien, weil er falsch denke, blind blicke. Der dumme Mensch ist der Normalfall in den Augen derer, die sein Sichtfeld reinigen wollen.

Der Mensch misstraut sich selbst, will es nicht eingestehen und macht die eigene Unvernunft den anderen zum Vorwurf: So lautet der bewusstseinspolitische Status quo des Jahres 2020, nicht nur, aber besonders auf der Linken. Das Ende der Diskurse wird ausgerufen, weil die Mühe des Nachdenkens auch eigene Anstrengung bedeutete. Abweichende Meinungen werden als moralische Defekte gebrandmarkt, weil die eigene Meinung auf instabilen Füßen ruht. Ein Kulturkampf ohne Kultur findet statt, eine Abbau ohne Aufbau, ein stehendes Meinungsgericht. Nicht nach Gründen wird gefragt, sondern nach Motiven; nicht Rechte sollen hergestellt, sondern Exempel statuiert werden. Odo Marquard befürchtete schon vor über 30 Jahren die Tribunalisierung der Wirklichkeit, wenn das „Rechtfertigungsverlangen“ ubiquitär werde, es in alle Ritzen dringe. Heute lautet die Parole: Rechtfertige dich oder stimme uns zu!

Hass auf die Vergangenheit ist wie jeder Hass eine dumme Sache. Ohne jeden Zweifel darf und muss in einer offenen Gesellschaft diskutiert werden, ob dieser oder jener Altvorderer heute noch auf einen Sockel gehört. Ich selbst bin alles andere als ein Bismarckianer und auch sofort bereit zuzugestehen, dass der belgische König Leopold II. buchstäblich Blut an den Fingern hatte. Es gibt keinen Grund, ihm im nationalen Pantheon zu salutieren. Öffentliche Akte des Hasses aber sind immer gegen die Republik gerichtet, da sie Selbstermächtigung an die Stelle von Partizipation setzen. Sie nehmen den Ausgang einer Diskussion vorweg, deren Anfang sie verhindern. Es sind totalitäre Selbstauskünfte, die keinen Demokraten kalt lassen dürfen. Gegen Abgründe ist ein anderes Kraut gewachsen: das aufklärende Gespräch, die Selbstvergewisserung einer Gesellschaft. Wir nannten es Bildung.

Die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, im neuen Bildersturm tobe sich die Wut nicht nur auf besonders ambivalente Figuren aus, sondern auf die gesamte Vergangenheit. Schwinden soll, was an alte Zeiten erinnert, das Meiste zumindest. Und warum? Zum Einen, wie gesagt, weil Vergangenheit nur versteht, wer sie durchdringt; diesen Aufwand scheuen Aktivisten gern. Zum Anderen, weil Gilbert Keith Chesterton – kennt ihn noch jemand? – uns noch immer durchschaut. Chesterton schrieb 1920, das moderne Denken sei „durch ein Gefühl der Müdigkeit“ und durch „die Angst vor dem Vergangenen“ gekennzeichnet, „eine Angst nicht nur vor dem Schlechten in der Vergangenheit, sondern auch vor dem Guten, das in ihr lag.“ Nur die Zukunft sei „eine leere Wand, auf die jeder seinen Namen schreiben kann, so groß er will. Die Vergangenheit finde ich schon mit unentzifferbarem Gekritzel bedeckt, wie Plato, Jesaias, Shakespeare, Michelangelo, Napoleon. Die Zukunft kann ich so eng werden lassen wie mein eigenes Selbst; die Vergangenheit muss so weit und mannigfach bleiben wie die ganze Menschheit.“

Damit dürfte der tiefere Grund für die neue Lust der Bilderstürmerei gefunden sein: Eine Tabula Rasa wollen die Rasenden errichten, um sich selbst unvergleichlich genießen zu können. Wer vor keinem Maßstab besteht, kämpft gegen Maßstäbe an. So kriecht einmal mehr aus der stärksten Überzeugung das kleinste Ich hervor.

Donald Trump, Don Giuseppe und das Elend der Berichterstattung

Hass ist keine Meinung, heißt es. Hetze bereite den Boden für Gewalt, und gegen beides helfe Haltung, die richtige Haltung. Dieser Dreiklang wird heute selten bezweifelt. Ganz falsch ist er nicht. Hass vergiftet den Diskurs (kann aber trotzdem eine Meinung sein), Hetze macht dumm, sich und andere (muss aber nicht in Gewalt münden), eine innere Haltung sollten wir alle haben (es muss aber nicht unbedingt dieselbe sein). Fast zum Schimpfwort wurde Haltung, als sie mehr und mehr zum Vereinsabzeichen verkam, das sich die moralisch Rechtgesinnten gegenseitig ans Revers heften. Für solche Zweckentfremdung kann die Haltung nichts, wohl aber jene, die sie als Surrogat der Vernunft nehmen. Womit wir bei der deutschen Auslandsberichterstattung gelandet wären und bei Donald Trump.


Gilbert Keith Chesterton sagte einmal, als ihn die Angriffe auf die Kirche gar zu sehr nervten: Eine Organisation, die alles falsch mache, wäre ein ebenso großes Mirakel wie ein Verein, der alles richtig mache, und wie dieser ein Gottesbeweis. In solche theologischen Höhen muss sich nicht aufschwingen, wer die hiesige Berichterstattung über den amerikanischen Präsidenten verfolgt. Ein Stoßseufzer aber darf’s schon sein, gerne auch in der klassisch gewordenen Form des Wolfgang Ambros: „Zwickt’s mi, i man i tram! Des derf net wohr sein, wo samma daham?“ Gute Frage. Wo samma daham, wo sind wir z’Haus, wir Medienkonsumenten, wenn wir die Zeitung aufschlagen, einen der unzähligen Texte über Donald Trump lesen – gab es vor Donald Trump wirklich Donald-Trump-freie Zeitungen, gab es überhaupt Zeitungen, womit waren sie gefüllt? –, wenn wir also zum Beispiel am 3. Juni 2020 die „Berliner Morgenpost“ oder einen anderen Titel der Funke Mediengruppe aufschlagen und einen Korrespondentenbericht aus den Vereinigten Staaten lesen.

Der Text auf Seite 7 unter der Überschrift „Trump lässt Soldaten aufmarschieren. Der US-Präsident will das Militär gegen seine eigenen Bürger einsetzen – und nutzt die Krise zur Selbstinszenierung“ beginnt so, exakt so: „Er – und schwach? Das darf nicht sein. Die Berichte über seine vorübergehende Flucht in den Sicherheitsbunker des Weißen Hauses am vergangenen Freitag lagen Donald Trump noch übel im Magen, als er am späten Pfingstmontag überraschend im Rosengarten des Weißen Hauses ans Mikrofon trat, um sich krampfhaft die Aura der Stärke zu verleihen.“

Ja, liebe Närrinnen und Narrhalesen, da schreibt jemand, der erst im Kopf, dann im Magen und schließlich im Bauch des Donald Trump sitzt, ein Hellseher mit gastroenterologischen Spezialkenntnissen. Solche innere Rede ist ein bewährtes Mittel in Arztromanen und Krimis: „Er – und schwach? Das durfte nicht sein. Professor Schanze-Schönhausen ließ noch einmal den Blick über den Befund schweifen, ehe er ihn energisch zusammenknüllte und angeekelt in den Papierkorb warf. Sein Herz pochte wild. Nun hatte er den ihm so verhassten Paul von Sigmaringen ganz in seiner Hand.“ Oder aber: „Er – und schwach? Das durfte nicht sein. Don Giuseppe hatte gerade seine Cohiba zu Ende geraucht, als da wieder dieses Schrillen in seinem Ohr war. Und dann kamen die Bilder zurück, schlimme Bilder, grausame Bilder. Heftig schoss das Blut in seinen Kopf. Alles in ihm krampfte sich zusammen. Mit Don Giuseppe legte man sich nicht an. Sein Augenlid zuckte, als er zum Telefonhörer griff und mit leiser, aber bebender Stimme Filippos Tod befahl.“

Auf Seite 7 in der „Berliner Morgenpost“ und womöglich in 13 weiteren Zeitungen der Funke Mediengruppe an jenem 3. Juni stand jedoch nicht der Vorabdruck eines Unterhaltungsromans aus dem Hause Bastei, sondern, wie gesagt, der Bericht des USA-Korrespondenten aus Washington. Dieser stellte sich vor, Donald Trump habe eine Magenverstimmung, zeige ein krampfhaftes Verhalten und sei überhaupt ein Schurke, wie er im Groschenroman steht. Ihm, dem mustergültigen Groschenromanschurken, widmete der Korrespondent eine erzählerische Skizze von immerhin elf Absätzen, einer halben Zeitungsseite. Liebhaber greller Effekte kommen auf ihre Kosten. Wer „Dunkle Schatten über Hohenstein“ mag und „Konferenz der Killer“ schätzt, der muss „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“ einfach lieben.

Gleich im zweiten Absatz darf Trump „in unversöhnlichem Ton“ aussprechen, was gewiss schon mancher Präsident vor ihm aussprach, nur eben in versöhnlichem Ton, mutmaßlich: dass er, Trump, ein „Präsident für Recht und Ordnung“ sei. Ein Präsident für Unrecht und Anarchie wäre dann doch selbst für Groschenromanverhältnisse eine gar zu unwahrscheinliche Sache. Trump, erfahren wir im dritten Absatz, stellte als Reaktion auf die landesweiten Proteste gegen die Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten einen Einsatz des US-Militärs im Inland in Aussicht, was laut im vierten Absatz erwähnter, aber nicht benannter „Experten“ viele „verfassungsmäßige Fragen“ aufwerfe – sofern mit dem granatenmäßig schnoddrigen Ausdruck verfassungsrechtliche Fragen gemeint sind, stimmt das. Als guter Gegenspieler hat sodann ein demokratischer Gouverneur seinen Auftritt. Ihm zufolge kauere Trump „zu Füßen der Autoritäten in der ganzen Welt“. Ein solches bildkräftiges Zitat hätte auch ich mir in meinem Romandebüt nicht entgehen lassen. Es ist das erste Zitat, das nicht von Trump stammt, und reichert das in scharfem Schwarz-Weiß gehaltene Bild weiter an.

Im fünften Abschnitt nennt der Erzähler von der „Berliner Morgenpost“ Trumps Gebaren ein „militärisches Muskelspiel“ – so lautet die Formulierung, die kein Zitat ist und in der wir also die Einschätzung des auktorialen Erzählers selbst erblicken dürfen. Dieser weiß im sechsten Abschnitt zu berichten, Trump wolle in Washington mit Soldaten „ein Exempel statuieren“, rund um das „hermetisch abgeriegelte Gelände des Weißen Hauses“. Meines Wissens zählte das Weiße Haus auch unter Obama, Carter und Kennedy zu den am besten geschützten Immobilien dieses Planeten. Oder gab man sich vor Trump mit liquiden Gittern, angelehnten Türen zufrieden? „Hermetisch abgeriegelt“ ist das Weiße Haus im sechsten Abschnitt vor allem deshalb, weil im ersten Abschnitt von Trumps „vorübergehender Flucht in den Sicherheitsbunker des Weißen Hauses“ die Rede war. Solche repetierende Arbeit am Motiv ist nötig, um Atmosphäre zu verdichten. Der Erzähler von der „Morgenpost“ ist mit allen stilistischen Wassern gewaschen. Er weiß, was man nicht nur bei Bastei weiß: Einmal Schurke, immer Schurke, nur nicht die Leser verwirren.

Im siebten Abschnitt führt der Erzähler „Abendnachrichten von CNN bis MSNBC“ an, die Trumps Rede – welche aber? – als „skandalös“ und „erschütternd“ bezeichnet hätten. Das freilich, werter Epiker der Funke Mediengruppe, sind schwache, zudem oft voreingenommene Gewährsleute, weshalb sie zurecht im Opaken bleiben und namenlos. Mit Leichtigkeit hätten sich gewiss „Abendnachrichten von Fox News bis One America News Network“ finden lassen, die Trumps Reden und Handeln Beifall zollten. Auch das wären dann freilich Binnenreferenzen gewesen nach dem Motto: Journalisten zitieren Journalisten, um sich selbst eine Stimme zu geben. „Nachbessern!“, schriebe da ein strenger Lektor an den Rand des Skripts von „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“.

Der achte Abschnitt schreibt von – wie wir lernten: durchaus in ihrem Wahrheitsgehalt umstrittenen – Einsätzen mit „Tränengas- und Blendgranaten“ gegen „Protestler“ und zitiert wieder eine Stimme des Trump-kritischen Senders CNN, der sich an das Gebaren von „Möchtegerndiktatoren“ erinnert fühlt. Abschnitt neun liefert den erzählerischen Höhepunkt: Trump ging nicht, nein, er „stiefelte“ zur nahegelegen St.-John’s-Kirche. Wie es eben Brauch ist, mittags um 12 im Wilden Westen, oder nachts, wenn die Schakale kreisen und der alte Powaudy ein letztes Mal das Pferd sattelt. Begleitet wurde der Präsident nicht vom Geheimdienst, sondern von „Heerscharen des Secret Service“, und an der Kirche ließ er sich nicht fotografieren, nein, er „posierte“, und dann ging er nicht zurück, nein, er „zog wieder ab“. Jedes Wort ein Hieb, jedes Verb ein Stich.

So schreibt man, um Leser in den Bann zu ziehen, die im neunten Abschnitt vergessen haben könnten, was man die acht Abschnitte zuvor dargelegt hatte. Diese Geschichte kennt nur einen Verbrecher und ewig nur diesen. Mit einem angemessen düsteren Ausblick endet das beklemmende Stück: Trump könnte „wirklich das Militär gegen die eigene Bevölkerung in Stellung bringen.“ Die Kraft zur Unterscheidung zwischen 330 Millionen Amerikanern und einer kleinen Gruppe an Plünderern und Kriminellen bringt der Text nicht auf. So bleibt in dieser Erzählung nur der Wahnsinn übrig als Motiv im Kopf des Donald Trump.

Die als Korrespondentenbericht verkaufte Erzählung „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“ ist in ihrer radikal einseitigen Machart bezeichnend und bitter. So schreibt man, wenn man erfinden muss, was nicht vorliegt. So hämmert man Botschaften, denen man selbst nicht ganz traut, in ermattete Ohren. So ersetzt man Information durch Mission, Differenzierung durch Simplifizierung, Urteilen durch Aburteilen. Derzeit wird so leider an vielen, vielen Stellen, sei es im Fernsehen, sei es im Radio oder der Presse, über Amerikas Präsident berichtet, und das ist fatal für alle Beteiligten. Moralischer Überdruck und rhetorische Totaloffensive erwecken den falschen Eindruck, eine sachliche Berichterstattung über Donald Trump sei weder nötig noch möglich.

Wer auf Überwältigung aus ist, misstraut aber der Kraft des Arguments. Wer nicht berichtet, sondern seine Affekte arrangiert, verabschiedet sich aus der Realität, über die zu berichten er vorgibt. Es gibt wahrlich genug an Donald Trumps Politik zu kritisieren. Es gibt genug zu berichten, genug zu tadeln, auch scharf zu tadeln. Scham- und pietätlos etwa war der Versuch, Floyds gewaltsamen Tod, die überraschend gute Entwicklung der Arbeitslosenzahlen und „equal justice under the law“ zur bizarren Aussage zu verquicken, heute würde auch Floyd sich freuen, „das ist ein großartiger Tag für ihn, das ist ein großartiger Tag für alle“. Die Behauptung jedoch, dass er stiefelt, wo andere gehen, gereicht Trump nicht zum Nachteil.

Schauen wir ins Internet und in ältere Zeitungen, so merken wir, dass es sich bei „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“ vielleicht doch um einen Auszug aus einem größeren Werk handelt, einem Werk, dem wir den Arbeitstitel geben könnten „Die hasserfüllten Augen des Donald T.“ oder „Mister Trump und wie er die Welt zerstörte“. Derselbe deutsche Autor schrieb schon, Trump habe „weder Herz noch Verstand“ (1.6.2020), Trump nehme „für seine Widerwahl Tausende Tote in Kauf“ (6.5.2020), Trump zeige „gefährliche Dummheit“ (23.10.2019), Trump sei ein „Gefährder des Weltfriedens“ (14.10.2019), eine „veritable Bedrohung für die Weltordnung“ (21.12.2018), dieser „Brandstifter mit den größten Zündhölzern“ (4.8.2019) befinde sich „am Abgrund“ (22.8.2018) oder zumindest „im freien Fall“ (21.12.2018). Solche Rede ist nur eins: maßlos, obsessiv, obskur. Da fehlt es an professioneller Gefühlskontrolle.

Wie gesagt: Hass ist nicht verboten, Hass kann eine Meinung sein. Nie aber hinterlässt Hass Erkenntnis, nie klärt er auf, nie findet er einen freien Blick auf die Welt. All das sollte man von Korrespondentenberichten erwarten und vom politischen Journalismus generell. Je höher die Flammen schlagen, desto kühleren Kopf braucht ihr Chronist.

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