Monthly Archives: März 2019

Wie ich einmal mit Angela Merkel im Theater war

Manche Dinge geschehen ohne einen, obwohl man dabei war. Oder war man es am Ende gar nicht? War man zwar da, aber nicht dabei – oder dabei, aber nicht da? Dann liest man in den Akten der Erinnerungen und findet sich nicht. Dann ist es, als führte ein anderer das Regiment über das eigene Leben. Als hätte ein Schwamm die Tropfen des Gewesenen aufgesogen, restlos, und nur eine blitzblanke, leere Oberfläche im Oberstübchen zurückgelassen. Sie dürfen nun andere beschreiben.

All das frug ich mich heute morgen, als ich las, Frau Dr. Merkel habe der Premiere des Schauspiels „Der Menschenfeind“ von Molière gestern beigewohnt. In Berlin, im Deutschen Theater, in Reihe 6, Parkett Mitte. Ich schaute auf meine Eintrittskarte und fand die Ahnung bestätigt, dass ich tatsächlich gestern zur selben Zeit am selben Ort weilte. In Reihe 7, Parkett Links, Platz 20. Grob geschätzte dreieinhalb Meter Luftlinie schräg hinter der Bundeskanzlerin – ohne sie gesehen, bemerkt, gehört zu haben. War sie wirklich da? Oder spielt hier gerade ein Gerücht stille Post, bis niemand mehr weiß, was da gestern wirklich geschah, in der Hauptstadt, zwischen halb acht und zehn nach neun, in einem Theater oder sonstwo, wo die Kanzlerin applaudierte oder gar nicht da war?

Auf der Bühne war als Dauermiesepeter und Titelheld Monsieur Alceste da, dargeboten von Ulrich Matthes, über dessen hinaustrompetete und durch allerlei Moralfanfarentum bekräftigte SPD-Sympathie man beinah‘ schon vergessen hätte, dass er im Hauptberuf Schauspieler ist und zwar ein sehr guter, was ihn deutlich abhebt von Martin Schulz, beispielsweise. Alceste stößt in seinem humorlosen Einsatz für die Wahrheit und nichts als die Wahrheit im absolutistischen Frankreich eine jede und einen jeden vor der Kopf: „Ich habe keine Lust, mir die Zunge zu verrenken / und vor allem, was ich sage, nachzudenken.“ Was ihn schon weniger abhebt von Martin Schulz, beispielsweise.

Alceste begehrt den in Franziska Machens‘ Darstellung hanseatisch nölenden Vamp Célimène, eine junge Witwe von hohem Wuchs und etwas minderen Geistesgaben. Welche freilich reichen, die drei ebenfalls um sie werbenden Gecken Oronte, Acaste und Clitandre turmhoch zu überragen. Star des Abends freilich war Alcestes Freund Philinte, der bei Manuel Harder vom Stichwortgeber zum menschenfreundlichen Melancholiker wird; er weiß, die Menschen könnten besser sein, doch andere als jene, die wir haben, sind derzeit nicht im Angebot. Alcestes Devise, „dieser Irrsinn ist kaum noch zu ertragen / ich könnt‘ die ganze Welt erschlagen“, ist das seine Motto nicht. Philinte vertritt gewissermaßen die Bonner Republik gegen die Zumutungen des Berliner Dampfdruckkessels. Regisseurin Anne Lenk hat das alles geschwind, sportiv, munter inszeniert, ohne sich um vordergründige Aktualisierungen zu scheren. Kein Trump twittert von der Bühne herab, kein Habeck nimmt übel, keine Greta panikt. Nur Angela Merkel, die genoss ganz gelöst in Reihe 6, Parkett Mitte. Hieß es tags darauf.

Hätte ich sie erkannt, die Kanzlerin, wäre die Luftlinie noch ein wenig geringer gewesen zwischen ihr und mir: Hätte ich ihr ein Wort zugerufen, ein kräftiges? Ihren inneren Abschied gemaßregelt vom Amt, das sie noch innehat? Ihr schlechtes Deutsch im Blitz karikiert? Ihre Wurstigkeit treffend gespiegelt? Ihren Schlingerkurs bezwingend gekontert, fix und vif? Ach, es hätten meine fünf Sekunden werden können in den Akten der Weltgeschichte. Reihum saßen Journalisten, jemand hätte meinen gerechten Furor, ganz im Stil Alcestes, aufgezeichnet, ihn ins Netz gestellt, eine Debatte losgetreten für Wochen: Eklat im Theater – Haben Politiker kein Recht auf Privatleben?

Ich aber sah sie nicht, hörte sie nicht, bemerkte sie nicht. So wurde es ein schöner Abend. Für Angela Merkel und für mich.

Robert Habeck und ein Mülleimer namens Deutschland

Es gibt Sätze, die treffen dich ins Mark. Oder ins Herz. Und andere lassen dich ratlos zurück. Und je länger du darüber nachdenkst, desto ratloser wirst du. Ein solcher Satz ist: „Von oben sah Deutschland aus, als hätte jemand einen Mülleimer ausgekippt.“ Die Perspektive dessen, der zu diesem Vergleich greift, ist benennbar. Ein Blick aus dem Flugzeug beim Anflug auf Hamburg verleitet zur trashigen Assoziation. Doch was enthielt wohl der Mülleimer, dessen Inhalt sich auf Deutschland ergossen haben soll? Welche Reste, welcher Abfall, welcher Dreck gibt Deutschland sein sublunares Gepräge? Von oben schaut hier kein Vogel und natürlich kein Gott, sondern ein Fotograf namens Niels Ketelsen. Er ist eine Hauptfigur im Roman „Der Schrei der Hyänen“, geschrieben von Robert Habeck. Und damit werden die Dinge heikler.

Aus einem Eimer wird ein Mülleimer, weil und sofern er Müll enthält, also Weggeworfenes, Unbrauchbares, Ungenießbares, Unverwertbares. Werden auf Autobahnraststätten oder Autobahnabfahrten Mülleimer entleert, ist das kein schöner Anblick und eine Ordnungswidrigkeit obendrein. Deutschland müsste eine amtlich zugelassene Abfallbeseitigungsanlage sein, damit sich Müll legal über ihm entleeren ließe. Die Republik: eine einzige Deponie, stinkend und hässlich und ungeordnet. Niels Ketelsen denkt offenbar in solchen Kategorien, als er „zurück nach Deutschland“ kehrt. „Vor über dreißig Jahren hatte er Deutschland verlassen. Damals hatte er geglaubt, Afrika würde sein größtes Abenteuer werden, Wildheit und Freiheit würden sich zusammenschließen zum Sinn des Lebens. Aber genau das Gegenteil war passiert.“ Was glaubt Robert Habeck?

Den „Schrei der Hyänen“ schrieb der heutige Co-Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea Paluch 2004. Er war damals 35 Jahre alt, und es war nicht ihr erster Roman. Zuvor war „Hauke Haiens Tod“ erschienen, ein „historischer Roman“ und Krimi. Folgen sollten unter anderem „Der Tag, an dem ich meinen toten Mann traf“, „Zwei Wege in den Sommer“, „Zwischen den Jahren“ nebst mehreren Jugendbüchern. Wie stets gilt auch hier: Gemeinschaftswerke können nicht auseinander dividiert werden auf die Anteile des einen schreibenden Teils, und Figurenreden, Figurengedanken sind nicht mit den Redeweisen und Ansichten der Autoren gleichzusetzen. Doch Deutschland als Mülleimer: Das war Teil des Gedankenhaushalts von Robert Habeck gewesen. Und ist es noch heute?

Der Roman erzählt die Geschichte mehrerer Generationen zwischen 1894 und Gegenwart, in der Afrika und Deutschland ineinander verwoben und gerichtet sind. Deutsche sind blasierte Bildungsbürger, blöde Besitzstandswahrer oder brutale Machos. Afrikaner sind Opfer, dies- und jenseits der Kolonialzeit. Der Verlag bewirbt den „Schrei der Hyänen“ mit der Zeile „Mittagsglut im Schatten der Kameldornbäume“. Vor dem politischen Kitsch der Grünen stand der literarische Kitsch von Robert Habeck und Andrea Paluch. „Kaum lag der Namibsand hinter ihnen, hatte die Sonne keine Grenzen mehr und verdrängte das Meer aus dem Himmel.“ Wie darf ich mir das vorstellen? Welcher Himmel enthält Meer, welche Sonne färbt den Horizont? Immerhin: Schon 2004 lockte Grenzenlosigkeit. Schon 2004 war der Deutsche böse, die Deutsche sentimental, Deutschland hässlich, der Afrikaner ausgebeutet.

Eine andere Hauptfigur, eine 84-jährige ehemalige Hamburger Senatorin, kann in „Der Schrei der Hyänen“, einfach „nicht verstehen, warum die meisten Menschen den sauren Regen und das Waldsterben hinnahmen.“ Tempi passati. Heute kennt das grüne Schlagwortgewerbe andere Gassenhauer. Sie heißen Klimawandel, Bienensterben, Gender. Geblieben ist die Bereitschaft zur politischen Hysterie, zur moralgestützten Soforterregung wider ein Deutschland, dem die Grünen entstammen. Geblieben ist der Kitsch, der sich als Nachdenklichkeit ausgibt. Geblieben ist schlechte Laune, die als Kompetenzersatz herhalten muss. Geblieben ist Müll in den Augen des Betrachters. Geblieben ist Habeck.

Freie Fahrt für Widerworte

Einen Monat hat mein neues Buch nun hinter sich auf dem offenen Ozean der Zu- und Abneigungen, der Lektüren, der Zuneigungen, der Zurückweisungen. Es lebt, das Buch, und das freut den Autor. So lebe denn weiter und lass von dir hören.

Am 21. Februar 2019 schon wurde es vorgestellt bei der österreichischen Rechercheplattform Addendum: „Den Versuch der Widerlegung unternimmt Alexander Kissler erfolgreich. Ein Faden zieht sich durch die 15 Kapitel: „das heikle Wort des unscheinbaren Wir“. Oft moralisch aufgeladen, als Appell ausgesprochen, geht es stets um eine dem Wir abzufordernde Leistung, um einen kategorischen Moralbefehl (bspw. Wir alle müssen offen sein für den Dialog mit anderen Kulturen und Religionen). Wer hinterfragt oder zweifelt, soll sich schämen: „Weltanschauliche Differenz wird zur Moralstraftat“.“

Am 26. Februar 2019 sprach ich auf Einladung von Addendum in Wien über die Themen des Buches. Es gibt einen Audiomitschnitt, und es gibt fabelhefte Fotos, deren eines ich hier gerne einfüge, Copyright Daniel Shaked/Addendum. 

Am 5. März 2019 war ich zu Gast im Podcast Morning Briefing von Gabor Steingart: „Der „Cicero“-Feuilletonist Alexander Kissler, der ein lesenswertes Buch („Widerworte: Warum mit Phrasen Schluss sein muss“) über die leere Sprache vieler Politiker verfasst hat, verteidigt das Recht der zugespitzten Meinungsäußerung und auch das Recht auf den schlechten Witz.“ Das muntere Gespräch darf gerne nachgehört werden.

Am 15. März 2019 gab das Buch dreimal Kunde und Echo. In der NZZ machte sich Reinhard Mohr Gedanken über den „Boom der politischen Phrase“ und griff aus diesem Anlass zu den Widerworten: „Phrasen seien eine «rhetorische Mehlschwitze», resümiert der «Cicero»-Redaktor Alexander Kissler in seinem neuen Buch.“ In der wöchentlich erscheinenden BILD Politik war ich mit einem ganzseitigen Gastbeitrag vertreten, der weitere Phrasen aufschlüsselte, etwa „Nah bei den Menschen“.  Und bei Lesering.de dachte Daniel Hohmann über die zufällige Namensgleichheit meines Buches mit einem Titel Alice Weidels nach: „Der Begriff „Widerworte“ ist in beiden Fällen anders auszulegen. Wo Alice Weidel widersprechend Einspruch erhebt, kritisiert Kissler ein bedeutungsschwangeres In-Szene-Setzen nahezu bedeutungsloser Überzeugungen.“

Am 16. März 2019 widmete Hans-Hermann Tiedje seine wöchentliche Kolumne „Richtigstellung“ in der Euro am Sonntag (Ausgabe 11) meinen „Widerworten“ und urteilte: „…ein intellektueller Kracher, jedes Kapitel ein Geschoss. (…) Zum Lesen sehr empfohlen, auch den Haltungsjournalisten.“ 

Am 21. März teilte Michael Klonovsky in seinem Blog Acta Diurna mit: „Der Floskel- und Phrasenschatz im besten Deutschland ever wächst jedenfalls proportional zum Goldschatz, den die Schiffe zu uns bringen, und der Cicero-Autor widmet sich diesem Phänomen mit bewundernswerter Sorgfalt.“ Feine Beispiele aus dem Buch finden sich ebenda.

Das Private retten

Joseph Roth gelesen, die Gegenwart begriffen. Bemerkenswert, was Literatur vermag. Wer einmal litt an seiner Gegenwart, wird zum Propheten der Zukunft, ob er will oder nicht. Es ist die Vernarrtheit ins Jetzt, die blind macht fürs Morgen. So lautet die Nutzanwendung aus der Lektüre der journalistischen Arbeiten Roths von 1929 und 1930. Joseph Roth, sehnsuchtsvoller Habsburger nach dem Untergang des Habsburgerreiches, war davon überzeugt und durchdrungen, „dass die künftigen Geschlechter noch törichter, noch gedanken- und phantasieärmer, noch verworrener dahinleben werden als die heutigen.“

Deshalb habe ihn sein „ganzes Leben hindurch das Bedauern begleitet, nicht fünfzig oder hundert Jahre früher geschrieben zu haben“ – also um 1880 oder um 1830. Am Ende der Goethezeit oder nach der kleindeutschen Reichsgründung, heißt das, in keiner Demokratie. Demokratische Zeiten müssen wir uns durch die Brille des Schriftstellers Roth als unliterarische vorstellen. „Von heute in zehn Jahren“, schrieb er im Juli 1930, werde „die deutsche Literatur aufgehört haben zu leben, werden die meisten jungen Schriftsteller ihre einzig wahre Begabung, nämlich die zur Aviatik und Ozeanüberquerung, entdeckt haben“. An der Technik und dem Mitteilungsdrang, am Leben und am Fortschritt müsse die deutsche Literatur zerschellen, denn „keine einzige europäische Nation hat so wenig Sinn für sprachliche Tradition wie die deutsche.“

Zehn Jahre später war Joseph Roth tot, tobte der Weltkrieg, herrschten nationalsozialistische Barbaren. Insofern war die deutsche Literatur tatsächlich abgetan und begraben. Roth hatte ihr Verdämmern vorausgesehen, weil sein Blick dem Material galt, nicht den Stoffen; der Sprache, nicht dem Leben, gegen dessen billige Seligsprechung er aufbegehrte. Die „barbarische Belletristik“, die schlechten Stil für einen Ausweis von Authentizität hielt, ging der barbarischen Politik voraus.

Und heute? Sind wir nicht alle Zeitgenossen Roths geworden, weil wie damals Nervenkitzel vor Poesie geht und weil wie damals das Private in eine Öffentlichkeit gezerrt wird, die sich so laut Roth als „depraviert“ erweist, als Öffentlichkeit, die „vielleicht, ja wahrscheinlich gar nicht mehr vorhanden ist“? Man mag da gerne an die Netz-Öffentlichkeit unserer Tage denken, aber auch an die Dauerpolitisierung privater Lebensvollzüge, privater Kaufentscheidungen, privater Vorlieben, privater Anschauungen, die nicht mehr privat sein dürfen. Roth wusste, dass eine funktionierende Öffentlichkeit das Tabu des Privaten akzeptieren muss.

Immer wieder traf er in Deutschland Menschen, die ihm sagten, „dass es so nicht weitergehe.“ Menschen, die „von öffentlichen Dingen sprechen und nicht von privaten“, nachdem beide identisch geworden waren. „Die Sorgen der Welt sind eingedrungen in die Häuser, in die Hirne, in die Herzen der einzelnen. Und weil die gewählten und beamteten Verwalter des Landes und der öffentlichen Angelegenheit versagen, verlässt man sich nicht auf sie, und jeder kleine Mann im Lande ist winzig und hilflos preisgegeben den Stürmen der Welt. (…) Er hat kein privates Leben mehr, die einzige Form des Lebens überhaupt.“ Auf welche neuen Barbarismen bewegen wir uns zu in einer antiprivaten Gegenwart?

Joseph Roth gelesen, die Gegenwart begriffen. Das gilt erst recht für seine Beobachtung der inneren Verwandtschaft von Moderne und Mode. Er wundert sich über katholische Kirchen, in denen das Ewige Licht „nicht angezündet, sondern angeknipst“ wird; „wenn ich derlei Manifestationen der Moderne begegne, vermisse ich unter den Heiligenbildern den Mister Edison mit dem Glorienschein.“ Er tadelt jenen adretten Berliner Kaplan namens Fahsel, der sich für eine Illustrierte als Boxer ablichten ließ. Solche Zurschaustellung angeblicher Niedrigschwelligkeit, vermeintlicher Unkonventionalität sei schlicht würdelos. „Es scheint“, folgert Roth, „dass auch die berufenen oder wenigstens traditionellen Kämpfer gegen die flüchtigen Schlagworte der Gegenwart selbst den Schlagworten zu verfallen beginnen und dass also das Wort von der Götterdämmerung wahr werden soll. Jeder Untergang einer Macht beginnt mit der Bereitschaft, das Symbol einer Mode auszuliefern.“

Ist die heutige Kirchenkrise nicht das punktgenau verdiente Resultat einer Auslieferung der Glaubenssymbole an die Mode? Eines Übermaßes an subjektiver Leutseligkeit und eine Mangels an objektiver Überzeugung? So wie die Krise der Politik sich ergibt aus der Implosion ihrer Symbole? Ein Staat, dessen Oberhaupt sich als Betreuer der Braven versteht, kann kaum auf die Loyalität aller hoffen. Parteien, die auf Ausgrenzung setzen, können kaum die Spaltung besiegen und die Gesellschaft einen. Und eine Kunst, die der gespürten Realität den Vorrang vor aller Form einräumt, wird nie das Herz begeistern.

Roth gelesen, die Gegenwart begriffen, die Zukunft geschaut. Retten wir das Private. Retten wir uns.

Neues zu den „Widerworten“

Die ersten Rückmeldungen zu meinem neuen Buch „Widerworte“ sind da. Die Schriftstellerin Cora Stephan schreibt am 25. Februar 2019 bei achgut.com: „Kisslers Analyse, so elegant sie ist, tut weh. Man muss sich das am Stück antun, dieses Gestotter und Gestammel, die Wortblähungen, das nichtende Nichts. (…) Kissler versteht sich auf das Kunststück, dem Nichts Haken und Ösen einzuziehen, um es aufhängen zu können.“

Alexander Will gelangt am 26. Februar in der Nordwest-Zeitung zum Ergebnis: „In Zeiten der Framing-Diskussion kommt dieses Buch eben recht: Alexander Kissler (…) hat sich politische Phrasen vorgenommen. Die seziert er ebenso klug wie gnadenlos.“

In der Tagespost heißt es am 28. Februar bei Burkhardt Gorissen: „Mit fünfzehn exemplarisch ausgewählten Sätzen von „Wir schaffen das“ bis zu „Das ist alternativlos“ schlägt Kissler, mal pointiert, mal augenzwinkernd, der Konsensgesellschaft Wahrheiten um die auf Durchzug gestellten Ohren, dass selbst den eigentlich Kritikunempfänglichen bei gründlicher Lektüre das Hören, Sehen und Erkennen neu gelingen sollte. (…) Im gegenwärtigen deutschen Feuilleton gibt es kaum jemanden, der besser das große Blabla der opportunistischen Gauklertruppen entlarven könnte als er. Viele seiner Sentenzen sind Leuchttürme in der bedrohlich wachsenden intellektuellen Wüste.“

Ebenfalls am 28. Februar kam der Autor zu Wort. In der Weltwoche durfte ich mit Wolfgang Koydl über das Thema meines Buches sprechen: „Die Phrase ist eine verdichtete Rede, die zuspitzt und pointiert. Journalisten sind heute mehr denn je willige Abnehmer von Phrasen ebenso wie Produzenten und Händler von Phrasen. Das liegt auch am ökonomischen Druck. Immer weniger Journalisten schreiben unter immer grös serem Druck immer schlechtere Texte. Das Diktat der Zeit trifft auch Politiker. Je weniger Zeit ich habe, um nachzudenken, desto leichter greife ich zum Satzbau kasten der Phrase. Indem Journalisten die Phrasen der Politiker ungeprüft weiter tragen, geben sie Phrasen die falsche  Weihe des Arguments.“

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