Kein Tag vergeht ohne Medienkonferenz des Bundesgesundheitsministers. Auch am heutigen Freitag stellte Jens Spahn sich den Fragen der Bundespressekonferenz. Als Überbringer schlechter Nachrichten hat Deutschlands oberster Corona-Manager Routine entwickelt. Leicht von den Lippen ging ihm die Bestandsaufnahme: „Die Lage bleibt angespannt. Die Fallzahlen steigen wieder.“

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So oder so ähnlich klingt es seit Monaten, unterbrochen von Schüben der Erleichterung. Mittlerweile ist es fast egal, ob die Sätze stimmen oder nicht: Die Botschaft hat sich erschöpft. Spahn dringt nicht mehr durch.

Dasselbe Schicksal widerfährt seinem Kompagnon auf dem Podium, Lothar Wieler. Der Chef des Robert-Koch-Instituts ist notorisch in Sorge – aus seiner Sicht zurecht, denn „die Fallzahlen steigen.“ Gemeint freilich sind stets und ausschliesslich die Zahlen der Inzidenz, der positiven Tests pro 100.000 Menschen.

Wie sollen diese nicht steigen, wenn sich das Testgeschehen dank Schnell- und Selbsttests intensiviert? Wieler gab zu Protokoll: „Durch die Selbsttests wird die Dunkelziffer sinken. Wir werden ja mehr Fälle ermitteln dadurch, und das wollen wir ja auch.“

Spahn und Wieler sind in einer Endlosschleife gefangen. Sie starren auf die eine Zahl, die aber an Aussagekraft verliert, desto beharrlicher sie zum Universalschlüssel der Pandemie erklärt wird. Monokausalität führt zur Monotonie. Das Publikum wendet sich ab.

Wenn sie ihren Ton und ihre Betrachtungsweise nicht ändern, führen Spahn und Wieler bald nur noch Selbstgespräche.