Kategorie: Tagebuch

Morsche Kirche, ranzige Träume

Auf vieles ist in der Kirche Verlass: auf das Amen, auf den Heiligen Abend, auf die Austrittszahlen. Einmal im Jahr werden sie in vollendeter Zerknirschungsroutine zur Kenntnis gebracht. Man nimmt hin, was zu ändern man keinen Antrieb verspürt. Vom bedeckten Glaubenshimmel regnet es Austrittszahlen herab, vorhersehbar wie Nebel im November und offenbar so wenig zu verhindern wie dieser. Man schrumpfe, man werde weiter schrumpfen, so sei das eben in bindungsskeptischen, traditionsfernen, pluralistischen Gesellschaften. Die späte Moderne mache keine Gefangenen. Fehlt nur ein „Glotzt nicht so fromm, gewöhnt euch dran!“ für die schüttere Schar.

Als liberalem Staats- und Zivilbürger kann mir das egal sein. Ein weltanschauliches Produkt, das keine Kunden mehr findet, verschwindet vom Markt der Deutungsangebote. Eine Botschaft, die nur tauben Ohren gepredigt wird, kann nicht hinreichend attraktiv sein. Da stimmt etwas im Kern nicht. Zur Religionsfreiheit gehört die Freiheit, sich von Religion abzuwenden. Wenn immer mehr Menschen davon Gebrauch machen und die Kirchensteuerzahlung einstellen, kann sich darin ein Fortschritt der Freiheit zeigen. Warum sollen Tradition und Konvention eine Fassade aufrechterhalten, hinter der sich nur noch ein großer Geldsack, ein Fass Sentimentalität und ein Kübel Selbstgerechtigkeit verbergen?

Andererseits lässt mich als getauften Abendländer der Ruin der Kirchen nicht kalt. Wer an ein weiterhin ziviles, freies Miteinander in Europa und, darüber hinaus, in der Welt glaubt, der steht in der Schuld des Christentums – ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Und wer sich die Hoffnung nicht rauben lassen will, dass die Welt mehr sei als Gegenwart, mehr als Kalkül und mehr als Schicksal, der wird in Trauer an jeder leeren, umgewidmeten oder verrammelten Kirche vorbeigehen und sich denken: Dort also flossen einmal die Quellen des Sinns und des Trosts, der Bildung und der Zuversicht, die diesen schönen Kontinent bewässerten.

Deshalb ist die Selbstabdankung der Kirchen ein objektives und allgemeines Problem. Nicht unter dem Ansturm der Feinde kapitulieren sie hierzulande, sondern vor dem süßen Gift, das sie selbst sich bereiten: dem Gift der Ununterscheidbarkeit. Die Kirchen möchten keinen Anstoß mehr erregen, keinen Ärger mehr machen, keine Ausgrenzung mehr erfahren. Sie sehnen sich nach einem kommoden Glück, nach Anerkennung und, wie es verräterisch heißt, Augenhöhe mit der Welt. Statt nach dem, was droben, schauen sie nach unten und genießen die Wonnen der Gewöhnlichkeit. Rahmen wollen sie eine Welt, die zu erlösen sie berufen wären. Der festliche Rahmen ist ihr Sonntags-, das mehrheitstaugliche Politisieren ihr Alltagsgeschäft geworden. Zwischen Posaunenbraus und Blockflöte gehen sie der eigenen Stimme verlustig.

Darum war es höchstens in seiner Dichte, nicht aber in der Tendenz überraschend, was sich zutrug an einem Sonntag im Juli im Erzbistum Berlin. Zur dünn besuchten Messe in einer mittlerweile reichlich überdimensionierten Betonkirche der 1950er Jahre hatte ein Diakon das Predigtamt übernommen. Die schräg getragene grüne Schärpe zeichnete ihn aus. Die Eucharistie lag in den Händen eines schwarzafrikanischen Priesters. Der Diakon, vollbärtig, weißhaarig, gekrümmten Gangs, las der Kirche die Leviten. Engagiert betete er ein Sündenregister herunter, das nur zwei Schlüsse zuließ: Diese Kirche ist das Letzte. Kein Wunder, dass dieser Kirche die Menschen davon laufen.

Gewinnend kann Selbstkritik sein, gilt sie dem eigenen Selbst. Dann deutet sie auf Nachdenklichkeit und Souveränität. Oft aber ist Selbstkritik ein besonders großer Lautsprecher für Vorhaltungen an andere. Letztlich kritisierte der Prediger nicht seine Kirche, sondern die Kirche der anderen, die seinen Vorstellungen nicht genüge – und darum, so der Anlass der Philippika, werde die Kirche zurecht leer und leerer. Der kleinen Gemeinde klingelten die Ohren. Sie mussten sich anhören, dass diese Kirche, der sie dennoch die Treue halten, ein schlimmer Laden sei. Sie wurden Zeuge einer Abbrucharbeit an Ruinen. Werden sie künftig froher zum Gottesdienst kommen und ihn stärker getröstet verlassen? Gewiss nicht. Destruktion ist nie anziehend. Destruktiv war dieses Zetern zur Gänze.

Der Prediger schalt das Festhalten der Kirche an der Jungfrauengeburt (von der Wissenschaft überholt), die verweigerte Weihe von Frauen zu Diakoninnen und von verheirateten Männern zu Priestern (von der Geschichte überholt), das angeblich fehlende Gespräch der Kirche mit Grünen und Linken und Atheisten, die fehlende Bereitschaft der Kirche zu neuer Liturgie. Zu preisen wusste er nur Hans Küng (Jahrgang 1928) und Teilhard de Chardin (gestorben 1955). Mit einem Wort: Schrott, wohin man heute blicke, antiquiertes Gebaren überall, Falschheiten ohne Ende, ein einziges Elend. Das Bild einer maximal unansehnlichen Kirche zeichnete der zornige Diakon vor den Wenigen, die sich noch angezogen fühlen von ihr. Ihnen rollte er einen schweren Stein vor die Seele: Schaut sie euch an, eure Kirche, so schlimm steht es um sie. Bald werde sie vermutlich nur noch Museum sein, diese Kirche, eure Kirche. Mit solch düsterem Ausblick schloss er eine Rede, die den stumm beiwohnenden Priester sichtbar befremdete. Fühlte er sich in Geiselhaft genommen von soviel teutonischem Furor?

Alles, was der Prediger predigte, war von der Meinungs- und Religions- und Verkündigungsfreiheit gedeckt. Doch im täppischen Verlangen, politische Bündnispartner, die er längst im Sack hat, noch einmal zu umgarnen, verheerte er den Glauben. Er sah nicht, dass sich die Diagnose, die er stellte, gegen ihn kehrte. So war er getreues Abbild einer in ihrem und an ihrem Reichtum sterbenden Kirche. Vor fast leeren Bänken steigert sich die Kirche in ein derart martialisches Rechthabenwollen hinein, dass man sich nur weiter von ihr abwenden kann. Sie überbringt statt einer frohen eine böse Botschaft und liefert jene Austrittsgründe passgenau, die sie zu suchen vorgibt. Sie verscherzt es sich mit dem kleinen Rest, um billigen Beifall von den Vielen zu bekommen, denen sie egal ist. Sie klagt im toten Sound der 1960er und 1970er Jahre eine (Kirchen-)Politik ein, die andernorts zum Niedergang ausschlug. Warum nur, warum soll der Sinn- und Trostsucher bei einer Kirche anlanden, die Selbstekel und Politphrasen frei Haus liefert, den Schlüssel zum guten Leben aber verlegt hat?

Morsch wie die Bauten der 1950er Jahre ist diese Kirche, die sich lustvoll ihr Totenglöcklein läutet. Bald wird sie erreicht haben, was sie befürchtet und doch vorantreibt: das Selbstgespräch mit sich selbst, Zeter und Mordio vor dem Spiegel. Die Welt braucht nicht noch mehr Claquere. Europa hat Besseres verdient als ranzige Träume.

Das Denkmal, der Hass und Bismarcks Tränen

Nikolsburg – sagt das noch jemandem etwas? Die Stadt heißt heute Mikulov und liegt in der Tschechischen Republik. Als sie noch Nikolsburg hieß, war sie Teil des Habsburgerreiches. In Nikolsburg wurde am 28. Juli 1866 mit einem Vorfrieden der Grundstock gelegt für den Friedensvertrag zwischen dem siegreichen Preußen und dem unterlegenen Österreich. Im Nikolsburger Schloss weinte Otto von Bismarck. So schreibt es der gewesene preußische Reichskanzler in seinen Erinnerungen. König Wilhelm I. nämlich schien Bismarcks Rat in den Wind zu schlagen und sich der „militärischen Mehrheit“ anzuschließen. Bismarck drang auf Friede und Verständigung – zunächst erfolglos: „Ich stand schweigend auf, ging in mein anstoßendes Schlafzimmer und wurde dort von einem heftigen Weinkrampf befallen.“

Foto: A. Kissler

Ob Bismarck wirklich geweint hat, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, ob er am nächsten Tag wirklich „in der Stimmung“ war, „dass mir der Gedanke nahe trat, ob es nicht besser sei, aus dem offenstehenden, vier Stock hohen Fenster zu fallen“. Auch das steht in den „Gedanken und Erinnerungen“ von 1890. Heute hätte Bismarck allen Grund zu düsteren Gedanken. Gerade wurde sein Denkmal im Hamburger Schleepark mit roter Farbe beworfen. Gerade wird diskutiert, ob und falls ja, in welcher Weise, Bismarck-Denkmäler stehen bleiben sollen. Es gibt deren rund 700 in Deutschland. Auch anderen Heroen der Vergangenheit soll es an den Kragen gehen. Der eine, heißt es, sei Nationalist gewesen, der andere Rassist, ein Dritter habe sich auf unerträgliche Weise zu Frauen geäußert. Denkmäler können sich nicht wehren. Sie stehen stumm und schweigen.

Umso lauter wird der Furor der Aktivisten. In vielen Ländern des Westens wollen sie den öffentlichen Raum säubern von Zumutungen, denen sie nicht standhalten wollen. Allem Hass gereicht zum Vorteil, was sonst Nachteil ist: Unbildung. Darum wächst er epidemisch. Die militante Geste, das Hinwegräumen und Abservieren des Überkommenen, braucht keinen Gedanken, keinen Diskurs, kein Argument. Weg soll für alle, was einige stört. Die Radauelite entscheidet stellvertretend für eine Mehrheit, um die sie sich nicht bemüht. Eine größere Misstrauenserklärung an die Zeitgenossen ist nicht denkbar als die Unterstellung, jene könnten das Vergangene nicht vom Gegenwärtigen trennen; als die Unterstellung, jeder nähere sich einem Denkmal auf Knien, weil er falsch denke, blind blicke. Der dumme Mensch ist der Normalfall in den Augen derer, die sein Sichtfeld reinigen wollen.

Der Mensch misstraut sich selbst, will es nicht eingestehen und macht die eigene Unvernunft den anderen zum Vorwurf: So lautet der bewusstseinspolitische Status quo des Jahres 2020, nicht nur, aber besonders auf der Linken. Das Ende der Diskurse wird ausgerufen, weil die Mühe des Nachdenkens auch eigene Anstrengung bedeutete. Abweichende Meinungen werden als moralische Defekte gebrandmarkt, weil die eigene Meinung auf instabilen Füßen ruht. Ein Kulturkampf ohne Kultur findet statt, eine Abbau ohne Aufbau, ein stehendes Meinungsgericht. Nicht nach Gründen wird gefragt, sondern nach Motiven; nicht Rechte sollen hergestellt, sondern Exempel statuiert werden. Odo Marquard befürchtete schon vor über 30 Jahren die Tribunalisierung der Wirklichkeit, wenn das „Rechtfertigungsverlangen“ ubiquitär werde, es in alle Ritzen dringe. Heute lautet die Parole: Rechtfertige dich oder stimme uns zu!

Hass auf die Vergangenheit ist wie jeder Hass eine dumme Sache. Ohne jeden Zweifel darf und muss in einer offenen Gesellschaft diskutiert werden, ob dieser oder jener Altvorderer heute noch auf einen Sockel gehört. Ich selbst bin alles andere als ein Bismarckianer und auch sofort bereit zuzugestehen, dass der belgische König Leopold II. buchstäblich Blut an den Fingern hatte. Es gibt keinen Grund, ihm im nationalen Pantheon zu salutieren. Öffentliche Akte des Hasses aber sind immer gegen die Republik gerichtet, da sie Selbstermächtigung an die Stelle von Partizipation setzen. Sie nehmen den Ausgang einer Diskussion vorweg, deren Anfang sie verhindern. Es sind totalitäre Selbstauskünfte, die keinen Demokraten kalt lassen dürfen. Gegen Abgründe ist ein anderes Kraut gewachsen: das aufklärende Gespräch, die Selbstvergewisserung einer Gesellschaft. Wir nannten es Bildung.

Die Befürchtung ist nicht von der Hand zu weisen, im neuen Bildersturm tobe sich die Wut nicht nur auf besonders ambivalente Figuren aus, sondern auf die gesamte Vergangenheit. Schwinden soll, was an alte Zeiten erinnert, das Meiste zumindest. Und warum? Zum Einen, wie gesagt, weil Vergangenheit nur versteht, wer sie durchdringt; diesen Aufwand scheuen Aktivisten gern. Zum Anderen, weil Gilbert Keith Chesterton – kennt ihn noch jemand? – uns noch immer durchschaut. Chesterton schrieb 1920, das moderne Denken sei „durch ein Gefühl der Müdigkeit“ und durch „die Angst vor dem Vergangenen“ gekennzeichnet, „eine Angst nicht nur vor dem Schlechten in der Vergangenheit, sondern auch vor dem Guten, das in ihr lag.“ Nur die Zukunft sei „eine leere Wand, auf die jeder seinen Namen schreiben kann, so groß er will. Die Vergangenheit finde ich schon mit unentzifferbarem Gekritzel bedeckt, wie Plato, Jesaias, Shakespeare, Michelangelo, Napoleon. Die Zukunft kann ich so eng werden lassen wie mein eigenes Selbst; die Vergangenheit muss so weit und mannigfach bleiben wie die ganze Menschheit.“

Damit dürfte der tiefere Grund für die neue Lust der Bilderstürmerei gefunden sein: Eine Tabula Rasa wollen die Rasenden errichten, um sich selbst unvergleichlich genießen zu können. Wer vor keinem Maßstab besteht, kämpft gegen Maßstäbe an. So kriecht einmal mehr aus der stärksten Überzeugung das kleinste Ich hervor.

Donald Trump, Don Giuseppe und das Elend der Berichterstattung

Hass ist keine Meinung, heißt es. Hetze bereite den Boden für Gewalt, und gegen beides helfe Haltung, die richtige Haltung. Dieser Dreiklang wird heute selten bezweifelt. Ganz falsch ist er nicht. Hass vergiftet den Diskurs (kann aber trotzdem eine Meinung sein), Hetze macht dumm, sich und andere (muss aber nicht in Gewalt münden), eine innere Haltung sollten wir alle haben (es muss aber nicht unbedingt dieselbe sein). Fast zum Schimpfwort wurde Haltung, als sie mehr und mehr zum Vereinsabzeichen verkam, das sich die moralisch Rechtgesinnten gegenseitig ans Revers heften. Für solche Zweckentfremdung kann die Haltung nichts, wohl aber jene, die sie als Surrogat der Vernunft nehmen. Womit wir bei der deutschen Auslandsberichterstattung gelandet wären und bei Donald Trump.


Gilbert Keith Chesterton sagte einmal, als ihn die Angriffe auf die Kirche gar zu sehr nervten: Eine Organisation, die alles falsch mache, wäre ein ebenso großes Mirakel wie ein Verein, der alles richtig mache, und wie dieser ein Gottesbeweis. In solche theologischen Höhen muss sich nicht aufschwingen, wer die hiesige Berichterstattung über den amerikanischen Präsidenten verfolgt. Ein Stoßseufzer aber darf’s schon sein, gerne auch in der klassisch gewordenen Form des Wolfgang Ambros: „Zwickt’s mi, i man i tram! Des derf net wohr sein, wo samma daham?“ Gute Frage. Wo samma daham, wo sind wir z’Haus, wir Medienkonsumenten, wenn wir die Zeitung aufschlagen, einen der unzähligen Texte über Donald Trump lesen – gab es vor Donald Trump wirklich Donald-Trump-freie Zeitungen, gab es überhaupt Zeitungen, womit waren sie gefüllt? –, wenn wir also zum Beispiel am 3. Juni 2020 die „Berliner Morgenpost“ oder einen anderen Titel der Funke Mediengruppe aufschlagen und einen Korrespondentenbericht aus den Vereinigten Staaten lesen.

Der Text auf Seite 7 unter der Überschrift „Trump lässt Soldaten aufmarschieren. Der US-Präsident will das Militär gegen seine eigenen Bürger einsetzen – und nutzt die Krise zur Selbstinszenierung“ beginnt so, exakt so: „Er – und schwach? Das darf nicht sein. Die Berichte über seine vorübergehende Flucht in den Sicherheitsbunker des Weißen Hauses am vergangenen Freitag lagen Donald Trump noch übel im Magen, als er am späten Pfingstmontag überraschend im Rosengarten des Weißen Hauses ans Mikrofon trat, um sich krampfhaft die Aura der Stärke zu verleihen.“

Ja, liebe Närrinnen und Narrhalesen, da schreibt jemand, der erst im Kopf, dann im Magen und schließlich im Bauch des Donald Trump sitzt, ein Hellseher mit gastroenterologischen Spezialkenntnissen. Solche innere Rede ist ein bewährtes Mittel in Arztromanen und Krimis: „Er – und schwach? Das durfte nicht sein. Professor Schanze-Schönhausen ließ noch einmal den Blick über den Befund schweifen, ehe er ihn energisch zusammenknüllte und angeekelt in den Papierkorb warf. Sein Herz pochte wild. Nun hatte er den ihm so verhassten Paul von Sigmaringen ganz in seiner Hand.“ Oder aber: „Er – und schwach? Das durfte nicht sein. Don Giuseppe hatte gerade seine Cohiba zu Ende geraucht, als da wieder dieses Schrillen in seinem Ohr war. Und dann kamen die Bilder zurück, schlimme Bilder, grausame Bilder. Heftig schoss das Blut in seinen Kopf. Alles in ihm krampfte sich zusammen. Mit Don Giuseppe legte man sich nicht an. Sein Augenlid zuckte, als er zum Telefonhörer griff und mit leiser, aber bebender Stimme Filippos Tod befahl.“

Auf Seite 7 in der „Berliner Morgenpost“ und womöglich in 13 weiteren Zeitungen der Funke Mediengruppe an jenem 3. Juni stand jedoch nicht der Vorabdruck eines Unterhaltungsromans aus dem Hause Bastei, sondern, wie gesagt, der Bericht des USA-Korrespondenten aus Washington. Dieser stellte sich vor, Donald Trump habe eine Magenverstimmung, zeige ein krampfhaftes Verhalten und sei überhaupt ein Schurke, wie er im Groschenroman steht. Ihm, dem mustergültigen Groschenromanschurken, widmete der Korrespondent eine erzählerische Skizze von immerhin elf Absätzen, einer halben Zeitungsseite. Liebhaber greller Effekte kommen auf ihre Kosten. Wer „Dunkle Schatten über Hohenstein“ mag und „Konferenz der Killer“ schätzt, der muss „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“ einfach lieben.

Gleich im zweiten Absatz darf Trump „in unversöhnlichem Ton“ aussprechen, was gewiss schon mancher Präsident vor ihm aussprach, nur eben in versöhnlichem Ton, mutmaßlich: dass er, Trump, ein „Präsident für Recht und Ordnung“ sei. Ein Präsident für Unrecht und Anarchie wäre dann doch selbst für Groschenromanverhältnisse eine gar zu unwahrscheinliche Sache. Trump, erfahren wir im dritten Absatz, stellte als Reaktion auf die landesweiten Proteste gegen die Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten einen Einsatz des US-Militärs im Inland in Aussicht, was laut im vierten Absatz erwähnter, aber nicht benannter „Experten“ viele „verfassungsmäßige Fragen“ aufwerfe – sofern mit dem granatenmäßig schnoddrigen Ausdruck verfassungsrechtliche Fragen gemeint sind, stimmt das. Als guter Gegenspieler hat sodann ein demokratischer Gouverneur seinen Auftritt. Ihm zufolge kauere Trump „zu Füßen der Autoritäten in der ganzen Welt“. Ein solches bildkräftiges Zitat hätte auch ich mir in meinem Romandebüt nicht entgehen lassen. Es ist das erste Zitat, das nicht von Trump stammt, und reichert das in scharfem Schwarz-Weiß gehaltene Bild weiter an.

Im fünften Abschnitt nennt der Erzähler von der „Berliner Morgenpost“ Trumps Gebaren ein „militärisches Muskelspiel“ – so lautet die Formulierung, die kein Zitat ist und in der wir also die Einschätzung des auktorialen Erzählers selbst erblicken dürfen. Dieser weiß im sechsten Abschnitt zu berichten, Trump wolle in Washington mit Soldaten „ein Exempel statuieren“, rund um das „hermetisch abgeriegelte Gelände des Weißen Hauses“. Meines Wissens zählte das Weiße Haus auch unter Obama, Carter und Kennedy zu den am besten geschützten Immobilien dieses Planeten. Oder gab man sich vor Trump mit liquiden Gittern, angelehnten Türen zufrieden? „Hermetisch abgeriegelt“ ist das Weiße Haus im sechsten Abschnitt vor allem deshalb, weil im ersten Abschnitt von Trumps „vorübergehender Flucht in den Sicherheitsbunker des Weißen Hauses“ die Rede war. Solche repetierende Arbeit am Motiv ist nötig, um Atmosphäre zu verdichten. Der Erzähler von der „Morgenpost“ ist mit allen stilistischen Wassern gewaschen. Er weiß, was man nicht nur bei Bastei weiß: Einmal Schurke, immer Schurke, nur nicht die Leser verwirren.

Im siebten Abschnitt führt der Erzähler „Abendnachrichten von CNN bis MSNBC“ an, die Trumps Rede – welche aber? – als „skandalös“ und „erschütternd“ bezeichnet hätten. Das freilich, werter Epiker der Funke Mediengruppe, sind schwache, zudem oft voreingenommene Gewährsleute, weshalb sie zurecht im Opaken bleiben und namenlos. Mit Leichtigkeit hätten sich gewiss „Abendnachrichten von Fox News bis One America News Network“ finden lassen, die Trumps Reden und Handeln Beifall zollten. Auch das wären dann freilich Binnenreferenzen gewesen nach dem Motto: Journalisten zitieren Journalisten, um sich selbst eine Stimme zu geben. „Nachbessern!“, schriebe da ein strenger Lektor an den Rand des Skripts von „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“.

Der achte Abschnitt schreibt von – wie wir lernten: durchaus in ihrem Wahrheitsgehalt umstrittenen – Einsätzen mit „Tränengas- und Blendgranaten“ gegen „Protestler“ und zitiert wieder eine Stimme des Trump-kritischen Senders CNN, der sich an das Gebaren von „Möchtegerndiktatoren“ erinnert fühlt. Abschnitt neun liefert den erzählerischen Höhepunkt: Trump ging nicht, nein, er „stiefelte“ zur nahegelegen St.-John’s-Kirche. Wie es eben Brauch ist, mittags um 12 im Wilden Westen, oder nachts, wenn die Schakale kreisen und der alte Powaudy ein letztes Mal das Pferd sattelt. Begleitet wurde der Präsident nicht vom Geheimdienst, sondern von „Heerscharen des Secret Service“, und an der Kirche ließ er sich nicht fotografieren, nein, er „posierte“, und dann ging er nicht zurück, nein, er „zog wieder ab“. Jedes Wort ein Hieb, jedes Verb ein Stich.

So schreibt man, um Leser in den Bann zu ziehen, die im neunten Abschnitt vergessen haben könnten, was man die acht Abschnitte zuvor dargelegt hatte. Diese Geschichte kennt nur einen Verbrecher und ewig nur diesen. Mit einem angemessen düsteren Ausblick endet das beklemmende Stück: Trump könnte „wirklich das Militär gegen die eigene Bevölkerung in Stellung bringen.“ Die Kraft zur Unterscheidung zwischen 330 Millionen Amerikanern und einer kleinen Gruppe an Plünderern und Kriminellen bringt der Text nicht auf. So bleibt in dieser Erzählung nur der Wahnsinn übrig als Motiv im Kopf des Donald Trump.

Die als Korrespondentenbericht verkaufte Erzählung „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“ ist in ihrer radikal einseitigen Machart bezeichnend und bitter. So schreibt man, wenn man erfinden muss, was nicht vorliegt. So hämmert man Botschaften, denen man selbst nicht ganz traut, in ermattete Ohren. So ersetzt man Information durch Mission, Differenzierung durch Simplifizierung, Urteilen durch Aburteilen. Derzeit wird so leider an vielen, vielen Stellen, sei es im Fernsehen, sei es im Radio oder der Presse, über Amerikas Präsident berichtet, und das ist fatal für alle Beteiligten. Moralischer Überdruck und rhetorische Totaloffensive erwecken den falschen Eindruck, eine sachliche Berichterstattung über Donald Trump sei weder nötig noch möglich.

Wer auf Überwältigung aus ist, misstraut aber der Kraft des Arguments. Wer nicht berichtet, sondern seine Affekte arrangiert, verabschiedet sich aus der Realität, über die zu berichten er vorgibt. Es gibt wahrlich genug an Donald Trumps Politik zu kritisieren. Es gibt genug zu berichten, genug zu tadeln, auch scharf zu tadeln. Scham- und pietätlos etwa war der Versuch, Floyds gewaltsamen Tod, die überraschend gute Entwicklung der Arbeitslosenzahlen und „equal justice under the law“ zur bizarren Aussage zu verquicken, heute würde auch Floyd sich freuen, „das ist ein großartiger Tag für ihn, das ist ein großartiger Tag für alle“. Die Behauptung jedoch, dass er stiefelt, wo andere gehen, gereicht Trump nicht zum Nachteil.

Schauen wir ins Internet und in ältere Zeitungen, so merken wir, dass es sich bei „Trump lässt Soldaten aufmarschieren“ vielleicht doch um einen Auszug aus einem größeren Werk handelt, einem Werk, dem wir den Arbeitstitel geben könnten „Die hasserfüllten Augen des Donald T.“ oder „Mister Trump und wie er die Welt zerstörte“. Derselbe deutsche Autor schrieb schon, Trump habe „weder Herz noch Verstand“ (1.6.2020), Trump nehme „für seine Widerwahl Tausende Tote in Kauf“ (6.5.2020), Trump zeige „gefährliche Dummheit“ (23.10.2019), Trump sei ein „Gefährder des Weltfriedens“ (14.10.2019), eine „veritable Bedrohung für die Weltordnung“ (21.12.2018), dieser „Brandstifter mit den größten Zündhölzern“ (4.8.2019) befinde sich „am Abgrund“ (22.8.2018) oder zumindest „im freien Fall“ (21.12.2018). Solche Rede ist nur eins: maßlos, obsessiv, obskur. Da fehlt es an professioneller Gefühlskontrolle.

Wie gesagt: Hass ist nicht verboten, Hass kann eine Meinung sein. Nie aber hinterlässt Hass Erkenntnis, nie klärt er auf, nie findet er einen freien Blick auf die Welt. All das sollte man von Korrespondentenberichten erwarten und vom politischen Journalismus generell. Je höher die Flammen schlagen, desto kühleren Kopf braucht ihr Chronist.

Auch der Geist braucht eine Lobby

Der Geist hat keine Lobby, und davon profitiert nur die Geistlosigkeit. Ohne Geist nämlich keine Begeisterung, ohne Begeisterung keine Daseinsfreude, ohne Daseinsfreude keine schöpferische Kraft und ohne schöpferische Kraft keine Zukunft. Der Mensch dieser Tage hat sich eingekapselt in ewiger Gegenwart, weil er dem Geist nichts mehr zutraut und vom Morgen nichts erwartet oder nur Schlechtes. Weil er nicht sein will, was er ist: ein geistiges Wesen.

Foto: A. Kissler

Am viel zu oft, viel zu leicht zitierten Satz vom Geist, der wehe, wo er will, ist das Wollen die Pointe. Der Geist hat demnach einen Willen. Der Stoff hat, frei nach Adorno, seine Tendenz, der Geist aber seinen Willen. Wer sich je entflammen ließ von einem Lied, einem Gedicht, einer Erzählung, der spürt die Wirkungen des Geistes ganz körperlich. Geist sucht Verbündete, es gibt ihn nicht im Monolog. Geist ist sich selbst nie genug. Er ist die Kraft, die bejaht, die Energie, die verbindet, ein Echo für uns. Geistlos ist ebenso das Unrhythmische wie das Monotone. Die Maschine hat keinen Geist, und ein Mensch würde geistlos, wollte er nur funktionieren. Oder anderen nur ein Funktionieren abverlangen, mal in ökonomischer, mal in politischer, mal in ideologischer Hinsicht. Keine Freiheit ohne Geist, kein Geist ohne Freiheit.

Den Geist drängt es nach vorne, er ist kein Besitzstandswahrer und darum in Deutschland ein Fremdling. Damit der Geist wehen kann, muss der Mensch das Gatter der Gewöhnung verlassen. Stabilitätsnarren können gute Untertanen sein, aber nur schlechte Freiheitswesen. Unmöglich, wie es phrasenhaft heißt, kann Zukunft gewonnen werden, wenn man sie als Rechenexempel deutet oder bloße Fortsetzung der Gegenwart oder Übung im Gehorsam. Was immer der Geist im Einzelnen wollen mag: die gerade Linie will er nicht. Dass Überraschungen zum Guten ausschlagen können und Zukunft kein Drohwort ist, ist die Kernbotschaft des Geistes.

Neben der Kunst sollten auch Politik und Wissenschaft sich den Zumutungen des Geistes öffnen. Wer forscherische Neugier und freies Denken skandalisiert, darf sich nicht wundern, wenn er eine geistferne Politik erntet, eine Politik, in der alles „auf Kante genäht“ ist und „auf Sicht“ gefahren wird, eine Politik, in der die Exekutive zu ihrem Souverän wie mit einem begriffsstutzigen Erziehungsberechtigten spricht: „Unsere gemeinsame Leistung ist nämlich das, was bei uns glücklicherweise nicht eingetreten ist. (…) Freuen wir uns über alles, das jetzt wieder geht, und nutzen wir es. (…) Wenn wir das hinbekommen, (…) das wäre was.“ Kein Geist kann solches Lallen wollen.

Bei Rudolf Kassner heißt es, der Mensch ohne Rhythmus sei der Fanatiker. Vom Mensch ohne Geist gilt der Zusammenhang erst recht. Es gibt auch einen Fanatismus der Mittelmäßigkeit. Der Mittelmäßige, so Kassner, habe keinen „Bezug auf sich selber als auch auf den Gegenstand, oder er kann diesen Bezug nur durch Übertreibung finden.“ Wir alle sind vor Bequemlichkeit und Mittelmäßigkeit nicht gefeit. Wo wir uns aber an diese gewöhnen und uns nicht heraustreiben lassen aus uns und aus dem Bestehenden, da wächst sich Geistlosigkeit zum Ungeist aus. Auch deshalb: Keine Angst vor dem Geist, keine Scheu vor dem Morgen, keine Panik vor der Freiheit.

Guts Nächtle, Deutschland

Im Stollen der Vergangenheit sind viele Schächte. In den meisten brennt noch Licht, und in vielen lebt ein Klang. Es sind nicht nur Gerüche und Geschmäcker, die uns an Vergangenes erinnern, sondern erst recht Geräusche. Musik fasst Zeitalter zusammen, unsere eigenen und unsere gemeinsamen. Töne rühren an Saiten, die wir überwunden meinten. So kam es, dass ich die Überschrift dieser Tage auf einer CD von 2004 fand. Sie benennt die Übung der Gegenwart auf mehr Ebenen, als es ihr Verfasser hat ahnen können damals. Alles heute nämlich kommt darauf an, zu wissen, was das ist, was es bedeutet, wie es einem gelingt: „Rechtzeitig gehen“ ist hohe Kunst geworden.

Foto: A. Kissler

„Rechtzeitig gehen“ war der Titel eines musikkabarettistischen Programms, das ich damals in Mannheim sah, im „Schatzkistl“, vermutlich 2004 oder 2005. Man saß an Tischen, Sekt vor sich oder Wein, Käsehappen oder Würstchen. Vorne am Klavier saß der glatzköpfige Herr Töpel, gut gelaunt, programmatisch höflich, systematisch unzynisch, und also ein Gegenentwurf zu den üblichen Besserwisserkabarettisten, die in jedem Lachen eine politische Gesinnungstat wittern. Arnim Töpel spielte ausnehmend gut Klavier. Später kaufte ich mir auch seine Musik-CD und hörte sie viele Male. Am meisten beeindruckte damals wie heute der Titel des Programms: „Rechtzeitig gehen“. Kann man das überhaupt? Hat man das in der Hand? Ist es überhaupt erstrebenswert?

„Das Geheimnis der Macht ist Beständigkeit“, heißt es einmal in der britischen Politsatire „Yes Minister“. So sprunghaft sich auch ein Alphatierchen gebärden mag: Dauern will es, die immerselben Kunststücke vor wechselndem Publikum zum Besten geben, bis der Letzte das Licht ausmacht, und dieser Letzte ist man nie selbst. Der selbstbestimmte und darum glückliche Abgang ist eine Kunst, die selten gelingt. Man lese Roger Scrutons Aufsatz „Rechtzeitig sterben“: Der Tod sei „ein Licht entlang des Weges, der auf ihn hinführt.“ Man schaue in die Krankenhäuser mit ihren beatmeten Patienten. Auf Statistiken und Kurven und Grenzlinien. Man hat es selten in der Hand, und meistens ist das gut so. Doch welche Verheißung schlummert in der Vorstellung, das Leben biete lebenslang die Möglichkeit, rechtzeitig zu gehen, ohne für immer zu verschwinden. Arnim Töpel sagte damals: „Wir planen und regeln alles Mögliche und wappnen uns doch zu wenig für die Zukunft.“

Bestechend der Einfall, einen Abend lang am Klavier nachzudenken über eine Dorfgemeinschaft der reifen Aussteiger, der Fourtysomethings. Diese, rund 300 Leute, sollten sich ein leerstehendes Dorf suchen in Mecklenburg-Vorpommern und dort einander in Ruhe lassen. Das mache man viel zu selten. Der Einsatz sei also gering, der Preis hoch: In der Phantasie des Klavierspielers lebte man dann „entspannt, zufrieden und gelassen.“ Das Dorf der rechtzeitig aus den Städten Gegangenen werde nicht daran leiden, woran das ganze Land leide, an Schlafdefizit. „Wir werden“, sprach damals der Mann am Klavier, „regiert, gelenkt und geleitet von Leuten, die sich damit brüsten, den Schlaf überwunden zu haben. Welchen Steuerkompromiss wollen wir denn erwarten, morgens um vier, von einer Runde dämmernder Sekundenschläfer?“ Anders werde es in Meck-Pomm. Ein siebenmonatiger Winterschlaf sei dort Pflicht, und so „werden wir etwas schaffen, was uns keiner je zugetraut hätte. Wir werden ein ausgeglichenes, ein sympathisches, ein zufriedenes Völkchen. Drum gute Nacht, Deutschland.“ So endete das Programm. So endet die CD.

Das war natürlich ein Witz. Auch dem Mann am Klavier dürfte nicht verborgen geblieben sein, dass selbst in Mecklenburg-Vorpommern Häuser nicht verschenkt werden, dass Lebenshaltung kostet und Rücklagen am Beginn des fünften Jahrzehnts nicht ausreichen, falls vorhanden. Ein Witz war auch die Vorstellung des Bühnenpianisten, es könnten sich 300 Leute finden, die wie er zu derart frühem Zeitpunkt selbst entscheiden möchten, „wie, wo und mit wem“ sie die „nächsten Jahrzehnte alt werden wollen“. Schon damals wollte niemand mit gerade mal 40 Jahren alt werden. Erst recht nicht heute. Da beginnt die zweite Hälfte des Lebens mit den Silver Agers, der Generation 60+. Wir leben in einer „infantilen Gesellschaft“ – mein nächstes Buch wird davon handeln.

Der Mut zum Antizyklischen erweist heute seine prophetische Kraft. Rechtzeitig zu gehen ist Politikern aufgegeben, die sich für unersetzbar halten, den Beharrungskünstlern und Stetigkeitsidioten, die das bloße Verweilen mit Munterkeit verwechseln und Dauer für Substanz nehmen. Auch ich bin sehr dafür, an Bewährtem festzuhalten. Aber eben nur an Bewährtem. Was uns gestern schon stolpern ließ, wird auch morgen nicht zur Leuchte taugen. Wer die Verknotung der Wirklichkeit für Gedankenarbeit hält, wird nie eine Wirklichkeit finden, die er durchdringt. Rechtzeitig gehen sollten Ideen, die alterten, ohne je die Blüte ihrer Jahre zu erreichen.

Der Mann am Klavier, die Bühnenfigur, nicht identisch mit Herrn Töpel, sprach unmittelbar vor der Pause im Überschwang inneren Hippietums die Unwuchten aus, die uns heute mehr denn je bedrängen, zwischen Corona, Greta und Rezession – von denen damals nicht die Rede sein konnte, 2004, als es plötzlich sehr böse vom Klavier zu mir an den Tisch im „Schatzkistl“ drang: „Was Deutschland braucht, das ist ein Krieg, eine Naturkatastrophe oder drei Monate Zwangsurlaub für alle. Noch haben wir die Wahl. Was meinen Sie, was damit gespart werden könnte? Drei Monate keine quälenden Sitzungen, deren Ergebnis sowieso keiner wahr haben will. Drei Monate Produktionsstopp, Ausnahmen nur für das Nötige. Alles andere läuft über Ebay. Und das wird verstaatlicht. (…) Wir sollten endlich aufhören uns zu fragen, was können wir uns leisten, sondern endlich einmal klären, was wollen wir uns leisten? Und dann genügt womöglich eine winzige politische Änderung: Nur wer wiedergewählt wird, darf aufhören.“

Soweit der ausnahmsweise einmal böse Piano Man, diese Bühnenrolle. Die Ausgangsbedingungen verbleiben natürlich komplett fiktiv. Krieg und Katastrophe zwingen kein Glück je herbei, sondern mögen uns nur eins: verschonen. Diesen einen kindlich schönen Gedanken aber wähnte ich im innersten Schacht verstaut, aus dem er nun emporsteigt im April des verrückten Jahres 2020: Dass der Lohn einer erfolgreichen Wahl nicht das fortgesetzte Regieren wäre, sondern die Erlaubnis zum Abgang. Dass der Wähler denen, die ihn gut und wach regiert haben, mit dem Diplom die Entlassungsurkunde überreicht. Ein Klaps auf die Schulter noch, ein „Danke“, eine Träne der Rührung, ein neues Beginnen. Im Hamsterrad ist jede Bewegung ein Kreislauf, jedes Auf schon ein Ab. Glücklich das Land, dessen Illusionen rechtzeitig gehen. Mit Mut voran.

Corona und der Abschied vom Weltbürgertum

Hat es Sinn, viele Worte und manchen Gedanken an die Corona-Krise zu verschwenden? Draußen singen die Vögel, der Himmel trägt sein schönstes Blau, die Sonne strahlt, als gäbe es kein Morgen. Und wirklich kein Morgen gibt es für jene, die täglich ihr Leben lassen, nach viraler Infektion. So landet dieser Tage noch der unschuldigste Gedanke an seinem schlimmstmöglichen Ende. Die Schönheit lügt, denke ich, der blühende Baum lügt, frei nach Adorno, und doch ist da Schönheit, Aufbruch, Neuanfang, unbezwingbar. Von allem aber auch das Gegenteil.

Foto: A. Kissler

Natürlich ist es falsch zu sagen, nach dieser Krise werde nichts mehr sein wie zuvor. Das Allermeiste wird nach dieser Krise exakt so sein wie vor der Krise. Menschen werden Geschichten schreiben und Geschichte machen. Da wird Hass sein und Niedertracht und Fürsorge und Liebe. Die Erde wird nicht untergehen, die Menschheit nicht aussterben. Wir werden uns nicht lebenslang verbarrikadieren, nicht jahrelang mit Mundschutz durch die Supermärkte schleichen. Es wird wieder eine Normalität geben, ein menschliches Minimum. Die Kontinuitäten werden wie immer unterschätzt, die Brüche überschätzt.

Vieles wird sich dennoch ändern. Mehr Digitalisierung wird es geben, mehr Reserve im Umgang miteinander, vor allem aber: weniger Weltbürgertum. Diese Folge scheint mir noch nicht begriffen. Das Bekenntnis zum Weltbürgertum war bis hinein in den März 2020, mit und ohne Goethe, die schönste Krone, die man sich verleihen konnte. Künstler, Politiker, Poeten ohne Zahl taten es. Sie seien Weltbürger, sagten sie. Gebürtig zwar in diesem oder jenem Land, das sie Vaterland zu nennen sich nicht trauten, jene oder diese Sprache redend, die sie Muttersprache nannten, von Herzen aber Weltbürger. Denn nur das sei kein Zufall: auf diese Erde geworfen zu sein wie Milliarden andere auch. Seid umschlungen. Der Rest ist Kontingenz.

So hörten wir Sympathisches und stimmten zu: Dass uns mehr verbinde als trenne. Ja. Dass jeder Mensch des Menschen Bruder sei oder Schwester. Ja. Dass die Zeit der Nationalstaaten vorbei sei. Ja. Dass die Probleme zu groß seien, um allein gelöst zu werden. Ja. Dass Deutschland unsere Herkunft, Europa unsere Zukunft sei. Ja. Dass man mehrere Heimaten haben könne. Ja. Dass wir nur einen Planeten hätten. Ja. Dass die Sprache der Menschheit universal sei. Ja. Dass wir alle Weltbürger seien.

Nein. Das sind wir nämlich nicht. Warum sonst lautet das zweite Schlüsselwort dieser Tage neben und nach Corona-Krise Rückholaktion? Gerade keine Heimsuchung ist solche Heimholung, sondern rettende Tat. Der Deutschlandfunk vermeldete am 27. März 2020 in seinen Nachrichten um 6h00: „Die Rückholaktion der Bundesregierung für die wegen der Corona-Pandemie im Ausland gestrandeten Deutschen wird nun doch noch mindestens zwei Wochen dauern. Der Krisenbeauftragte des Auswärtigen Amts, Hartmann, sagte der Deutschen Presse-Agentur, bislang seien Menschen aus Hauptferienzielen wie Ägypten, Marokko oder der Dominikanischen Republik zurückgeholt worden. (…) Zahlreiche Staaten haben wegen der Pandemie ihre Grenzen geschlossen und Flugverbindungen gestrichen. Außenminister Maas hatte deshalb in der vergangenen Woche angekündigt, zusammen mit Reiseveranstaltern und der Lufthansa Bundesbürger aus Ländern zurückzuholen, aus denen es keine regulären Flüge mehr gibt. Insgesamt geht es um etwa 200000 Reisende, von denen bis Mitte der Woche mehr als 150000 nach Deutschland gebracht wurden.“

Ich höre es und frage mich ganz naiv: Warum werden Menschen in das Land zurückgebracht, dessen Staatsbürgerschaft sie besitzen, wenn doch angeblich jeder überall zu Hause ist? Hatte Barack Obama gelogen, als er 2008 in Berlin unter Beifall erklärte: „Menschen der Welt, dies ist unser Augenblick“? Haben all die Künstler gelogen, die ihre Identität auf ihr globales Unterwegssein gründeten? All die Politiker und Wissenschaftler, die uns erklärten, das Nomadentum sei unsere Berufung, die Internationalität unsere Chance? Wir trügen alle den Pass der Vereinten Nationen mit uns? Ja und nein. Wahr war und bleibt die Schönheit des Gedankens, dass unser Geist auf Entgrenzung angelegt ist, dass er sich mit keiner Grenze zufrieden gibt, erst recht nicht mit den Grenzen unserer Geburt. Gelogen aber war der Ton der Verheißung, der alles Eigene, alles Vorgefundene zum Vorläufigen erklärte. Wer sich verlieren soll, ohne sich gefunden zu haben, verliert alles.

Das merken wir nun präzise in unserer Seele, unserem Geist, unseren Träumen: Wenn es um die Frage geht, wo wir einen existenziellen Kampf, einen Kampf womöglich um Leben und Tod durchfechten, wo wir widrigenfalls sterben wollen, dann wird der allergrößte Teil der Menschheit darauf mit dem Wort von der Heimat antworten. Und in der Fremde wird man, wenn es Spitz auf Knopf kommt, die Fremden ihren sekundären Status merken lassen. Unmenschlich geht es hoffentlich dennoch nicht zu, die Menschenrechte müssen weltweit und unbedingt gelten. In der Not aber blüht uns nur eine Hoffnung, eine Herkunft. Das Pathos vom Weltbürgertum zerschellt an jeder Rückholaktion.

Dass der Mensch aus Krisen etwas lerne, ist eine vage Hoffnung. Vielleicht aber nehmen wir diese Lektion zur Kenntnis: Zuhause sind wir da, wo wir verstanden werden, weil wir einander verstehen. Zuhause sind wir nicht da, wo wir ein Bett haben und ein Dach über dem Kopf und unseren Hut ablegen. Zuhause ist nicht nur ein Gefühl – und Heimat ist auch ein Ort.

Die Kanzlerin, Corona und die Grenze

Worte setzen eine Welt in Gang oder in Brand. Am Anfang war das Wort, und da wird auch eins sein, wenn alles zugrunde geht. Auf der langen Reise dazwischen, die wir Geschichte nennen, lautet der schönste Traum, der größte Traum, den niemand vergessen kann, dem er sich einmal ins Herz senkte: dass „vor einem geheimen Wort“ das „ganze verkehrte Wesen“ fortfliege. Dass in der Welt alles an seinen richtigen Ort kommt, wenn man sie einmal nur richtig benennt. Wo dieser Traum nicht mehr da ist, hat das Abendland abgedankt. Es ist geradezu das Abendland, dieses Wort vom bannenden Wort, dieser Gedanke, dass der Mensch hineinwirkt in die Geschichte, sie aber nie ganz in der Hand hält. Jedes Menschenwort ist vorläufig, ist geschichtlich, ist ein Machtwort. Jedes Wort vor dem Ende hat Macht, aber ist nie endgültig. Erst am Schluss enträtselt sich unser Stammeln.

Foto: H. P. Rabit

Macht, vorläufige Macht, hat auch das schlingernde, suchende, sogar das falsche Wort, weil es Wirklichkeiten eröffnet, Möglichkeiten begrenzt. Auch die Lüge hat Macht, die Wahrheit erst recht. Das verhüllende Wort enthüllt zumindest die Wahrheit über den, der spricht, wenn auch nicht über das, was er sagt. Womit wir dann doch bei der Bundeskanzlerin gelandet wären. Dass sie eine Meisterin des Wortes wäre, behauptet niemand. Dass das Wort sich ihrer bemächtige, auch nicht. Jetzt ist es halt da, das Wort, und dann spricht sie es aus. Sprache ist für Angela Merkel der Widerstand, den sie bezwingen muss, um wortlos zur Macht zu gelangen, an der Macht zu bleiben. Sprache ist das Präservativ der Gedanken, der Nebel über den Absichten, ein Mantel den Mitteln.

Doch auch dann bahnt die Wahrheit sich einen Weg, wenn sie nicht gesucht wird. Das Wort will es so. Insofern war es ein Moment der Wahrheit, als die Kanzlerin in ihrer ersten Pressekonferenz zur Corona-Krise am 11. März 2020 in der Bundespressekonferenz sagte: „Die Vorstellung, dass man etwas durch eine Abriegelung aus einem Land halten kann, ist naiv.“ Gefragt worden war sie, ob „die Schließung der Grenzen Österreichs zu Italien“ die „europäische Solidarität“ beeinträchtige. Darauf hatte Merkel zunächst geantwortet, „wir in Deutschland sind jedenfalls der Meinung, dass Grenzschließungen keine adäquate Antwort auf die Herausforderung sind“. Als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn später erklären sollte, ob es „irgendwann wie in Italien zu einer kompletten Abriegelung des Bundesgebiets“ komme, gab, zeitlich leicht verzögert, die Kanzlerin das bewusste Wort zur Antwort. Und so geschah ein Augenblick der Wahrheit.

Der Satz erinnert an die bekannte Aussage Angela Merkels aus der Talkshow „Anne Will“ am 7. Oktober 2015: „Das Problem ist ja, Sie können die Grenzen nicht schließen. Wir haben Grenzkontrollen durchgeführt. Wenn wir die Grenzen schließen würden – Deutschland hat 3000 Kilometer Landgrenze –, dann müssten wir um diese 3000 Kilometer einen Zaun bauen.“ Oder an ihr Interview mit dem Deutschlandfunk, wenige Tage zuvor: „Ich glaube nicht, dass Zäune helfen – das ist müßig. (…) Mit Zäunen werden wir das Problem nicht lösen.“

Nun also: „Die Vorstellung, dass man etwas durch eine Abriegelung aus einem Land halten kann, ist naiv.“ Müßig, demnach verschwendete Zeit, war es 2015, über Grenzschließungen nachzudenken, denn man könne Deutschlands Grenze gar nicht schließen; dafür sei sie zu lang, die Grenze. Naiv, demnach unaufgeklärt, unreif, soll es 2020 sein, ein Land „abzuriegeln“, um „etwas“ aus diesem Land herauszuhalten. Konkret gemeint ist das Corona-Virus, das in Deutschland und allen umliegenden Ländern sich gerade verbreitet. Gesagt wird weit mehr. Auf eine besondere Frage kommt eine sehr allgemeine, sehr grundsätzliche Antwort: Nichts kann man laut Merkel tun, um zu verhindern, dass „etwas“ ein Land betritt. Sie fuhr dann, wieder ins Konkrete fallend, fort: „Selbst wenn man das eine gewisse Zeit lang schafft, wird das Virus irgendwann trotzdem in dieses Land kommen.“

Die Weiterungen beider Sätze sind enorm. Tief schneiden sie ein in die Geschichte. Wir wohnen hier der allmählichen Dogmatisierung einer Weltanschauung bei. Dröseln wir es vom Ende, vom zweiten Satz her auf – und vergessen wir nicht, dass hier eine Politikerin spricht, die Spitze der Exekutive. Maßnahmen sind also zu unterlassen, die nur kurzfristigen Erfolg versprechen. Ein kurzfristiger Erfolg sei schlimmer als gar kein Erfolg, denn im Unterschied zu diesem bindet er Mittel. Lieber nichts tun, heißt das, als etwas tun, was uns nur vorübergehend guttut. Lieber nichts schaffen, als etwas temporär schaffen.

Diese Handlungsverweigerungsanleitung kollidiert scharf mit der Haupterzählung der Pressekonferenz vom 11. März 2020. Sinn und Zweck aller Maßnahmen im Zuge der Corona-Krise sei es, hörten wir mehrfach, „die Ausbreitung des Virus und der Infizierungen zu verlangsamen“ (Merkel). Wenn es also eine Tempofrage ist, wenn auf der Zeitachse agiert werden muss, dann verliert alles Vorübergehende seinen Schrecken. Dann muss, wer das Gute will, mit dessen Vorläufigkeit leben. Dann sticht das momentan Geschaffte das gar nicht Versuchte. Merkel ist dazu nicht bereit. Im bewussten Satz triumphiert der Fatalismus – wie weiland am 7. Oktober 2015 bei „Anne Will“, als die Kanzlerin erklärte, „es liegt ja nicht in meiner Macht. Es liegt überhaupt in der Macht keines Menschen aus Deutschland, wie viele zu uns kommen.“ Die einflussreichste Politikerin Deutschlands erklärt sich in der Migrationspolitik und der Corona-Krise in zentralen Punkten für machtlos. Ihr seien da die Hände gebunden. Ein Land, ihr Land, unser Land sei Transitland. Es könne keinem Etwas und keinem Jemand den Weg nach Deutschland verwehren.

Kommen wir zum ersten Satz. „Die Vorstellung, dass man etwas durch eine Abriegelung aus einem Land halten kann, ist naiv.“ Es wären viele Adjektive denkbar gewesen, um die Absagen an ein Einreiseverbot zu begründen. Der Vorwurf der Naivität ist der aggressivste, anmaßendste. Wer es anders sieht, heißt das, hat „die Situation“ (Merkel) nicht gecheckt, Politik nicht begriffen, seinen „Instrumentenkasten“ (Merkel) nicht im Griff. Ergo ist Deutschland von plumpen Naivlingen umgeben, die Müßiges tun. In derselben Woche, in der Merkel in der Bundespressekonferenz ihren Nichteinmischungsgrundsatz aktualisierte, gaben Dänemark, Polen und Tschechien bekannt, ihre Grenzen zu schließen, auch für Deutsche. Ich habe nicht nachgerechnet, aber ich vermute, dass die Summe der dänisch-polnisch-tschechischen Grenzkilometer größer ist als jene angeblich nicht zu schließenden 3000 Kilometer deutscher Außengrenzen.

Angesichts der Handlungen „im europäischen Verbund“ (Merkel) wird das deutsche Nichthandeln in dieser Frage zum nationalen Sonderweg. Dazu hat jedes Land das Recht. Nur verpufft dann die Rede von der „europäischen Solidarität, ohne die erfolgreiches Handeln nicht denkbar ist“ (Merkel am 13. November 2018). Nur ist dann der Verdacht unabweisbar, das Nichtkönnen camoufliere ein Nichtwollen. Die Kanzlerin gibt vor, nicht zu können, was sie nicht tun will. Sie rationalisiert ihre Abscheu durch Entwertung der Alternativen. Sie dogmatisiert ihre Rede, um ihr Tun und Lassen nicht begründen zu müssen. Die Grenze, an der etwas oder jemand abgewiesen würde, wäre der größte anzunehmende Unfall in der Willenswelt der Kanzlerin. Komme, was da wolle.

Novalis schrieb das abendländische Wort nieder vom „geheimen Wort“, dem wenigen nur gegebenen Wort, das die Welt ein für allemal ins Lot brächte und das gerade darum kein Machtwort wäre. Novalis schrieb auch, in seiner Aphorismussammlung „Blütenstaub“: „Ein Kommandowort bewegt Armeen; das Wort Freiheit Nationen.“ Als freie Republik darf dieses Land hoffen. Als Kommandonation wäre es tatsächlich schutzlos.

Helmut Kohl, mein Vater und ich

Ich war ein Kind der CDU. Zunächst natürlich war ich das Kind meiner Eltern und ein Kind der Pfalz. Dort aber regierte, als ich aufwuchs, die CDU, und in Bonn und Berlin tat sie es auch, angeführt von einem Pfälzer. Helmut Kohl war sein Name, sein Pfälzer Statthalter hieß Bernhard Vogel, Georg Gölter war mein Kultusminister. Bernhard Vogel verlor Ende 1988 seinen Posten als Landesvorsitzender und Ministerpräsident, gescheitert an parteiinterner Kabale, vielleicht auch an sich. Seine Nachfolger hießen Hans-Otto Wilhelm und Carl-Ludwig Wagner. Ich sah sie einmal bei einer Veranstaltung in Bad Dürkheim, vor überschaubarem Publikum. Sie trugen den Dolch im Gewande. Helmut Kohl soll meinen Vater gekannt haben. Ich war ein Kind der CDU.

Foto: A. Kissler

Nur deshalb erzähle ich davon, weil es die Helmut-Kohl-und-Bernhard-Vogel-CDU schon lange nicht mehr gibt. Bernhard Vogel, der Rheinland-Pfalz 1988 wie ein geprügelter Hund verlassen musste, wurde 1992 weithin respektierter Ministerpräsident in Thüringen. Bei der Landtagswahl 1999 bescherte er der thüringischen CDU mit 51 Prozent die absolute Mehrheit. Der Abschied der CDU von der Macht in Rheinland-Pfalz begann mit Bernhard Vogels Vertreibung und dauert an bis heute. Seit 1991 regiert in Mainz die SPD. Heute begann nun der Abschied der CDU von sich selbst – in Thüringen. Von der Partei, der sie war, hin zur Partei, die sich nicht kennt. Thüringen wurde abermals zur Wegscheide. Die Geschichte hat Humor, doch niemandem in der CDU ist zum Lachen zumute.

Mir auch nicht. Obwohl ich nie Mitglied der CDU (oder einer anderen Partei) war oder bin, und obwohl ich kein CDU-Stammwähler war oder bin. Doch die CDU prägte meine Heimat und mein Land, ohne dass man sich dafür schämen musste. Die CDU hat es, mit wechselndem Geschick und schwankendem Personal, verstanden, der Mitte ein Gesicht zu geben, das weder nach übermorgen schielte noch im Gestern gefangen blieb. Man sprach vom rheinischen Kapitalismus, von Westbindung, von Eigenverantwortung und Solidargemeinschaft. Die CDU konnte pragmatisch sein, ohne sich selbst zu verleugnen. Damit ist Schluss. Die Selbstverleugnung ist seit heute eingepreist ins Profil der CDU. Weshalb sie seit heute kein Profil mehr hat. Die CDU hat sich von der Dame ohne Unterleib zum Zombie ohne Text entwickelt.

Heute nämlich wurde bekannt, dass die thüringische CDU dem Kandidaten der Linkspartei ins Amt des Ministerpräsidenten verhelfen will. Die CDU Thüringens will beim nächsten Wahlgang im Erfurter Parlament alles Nötige tun, damit Bodo Ramelow weiterhin in jener Konstellation regieren kann, die bei der letzten Landtagswahl abgewählt worden ist, mit Linkspartei, SPD, Grünen. Die thüringische CDU wird durch Wahl oder Wahlenthaltung oder Wahlabwesenheit zum Königsmacher der Linkspartei. Zum Juniorpartner ohne Mitsprache. Die thüringische CDU liegt laut Umfragen bei 12 Prozent.

Das ist der Stand vor der Pro-Bodo-Volte. Schwer vorstellbar, dass eine Partei, die sich zum Funktionsfortsatz der sozialistischen Konkurrenz verzwergt, dauerhaft auf zweistellige Ergebnisse kommt. Mit ihrer Entscheidung hat die thüringische CDU faktisch den gesamten Osten für die CDU aufgegeben. Man wird nirgends mehr sagen können, mit der CDU gebe es im Osten eine bürgerlich-konservative Gestaltungskraft. Man könnte ab heute ehrlicherweise nur sagen, die CDU sorge dafür, dass auch die CDU ein Stückchen vom Kuchen der Macht abbekommt – und seien es die Brosamen, die der jeweils amtierende Ministerpräsident vom Tisch herab fallen lässt. Als CDU sagt man besser künftig gar nichts mehr. Auf Plakate müsste man sonst schreiben: „CDU. Wir sind auch noch da.“

Zur, wie man in Bayern sagt, Adabei-Partei hat sich die CDU entkernt. Sie gehört zur Politik dazu, ohne dass sie etwas Eigenes zur Politik beitragen wollte. Die CDU hat eine Tradition, die sie nicht begreifen will, eine Zukunft, die sie sich nicht ausmalen mag, und darum eine Gegenwart, die sie nicht gestalten kann. Sie hat sich aus dem Spiel genommen. Sie ließ alle Ansprüche fahren. Wer heute die Linkspartei toleriert und damit nobilitiert, der kann auch morgen noch die AfD verdammen und übermorgen trotzdem mit ihr koalieren. Der kann an Parteitagen donnernde Reden halten und zu programmatischen Beschlüssen gelangen, ohne programmfähig zu sein. Der ist mit allen anschlussfähig, weil er mit sich selbst abgeschlossen hat. Die CDU empfiehlt sich für diskrete politische Haustürgeschäfte. Sie war mal was.

Spät, aber desto brachialer holt die Postmoderne die CDU ein. Nur noch die CDU glaubt, Anything goes sei ein Ausweis von Zeitgenossenschaft. Sie sortiert sich bei den sonstigen Parteien ein, wo künftig derjenige nach ihr schauen wird, der ihrer gerade bedarf. Im Westen thront die CDU noch auf einem schmelzenden Sockel der Gewohnheit. Dieser wird verschwinden, denn nichts ist gewöhnlicher als Ehrgeiz ohne Gestaltungswille. Erst in Rheinland-Pfalz, nun in Thüringen, bald in der Bundespolitik schiebt sich die CDU in die Kulisse. Sie wird vom Charakterdarsteller zum Etappenhasen. Sie erscheint nur noch auf der Hauptbühne, wenn andere sie rufen. Die CDU lässt sich die Stichwörter reichen, weil sie keine eigenen Worte mehr hat. Sie schweigt, weil sie nichts von sich zu erzählen weiß.

Helmut Kohl, Hans-Otto Wilhelm, Carl-Ludwig Wagner und mein Vater sind nicht mehr unter uns. Die CDU gibt es noch.

Angela, Annegret und die Dame ohne Unterleib

Am Anfang war der Zirkus. Das gleißende Licht in der Arena, der Geruch nach Holzmehl, Farbe und Kamel, der Geschmack von Zuckerwatte. Der Schminke der Clowns, der Schweiß der Artisten. Das knisternde Papier in der Hosentasche. Meinen ersten Zeitungsartikel schrieb ich über den Zirkus. Er war zu Gast in der Stadt, in der ich aufwuchs. Im Fernsehen lief, ewig wiederholt, „Salto Mortale“, die Geschichte einer Zirkusfamilie, jeden Freitagabend. Gustav Knuth als Patriarch, Hans-Jürgen Bäumler unter der Kuppel. Und das Lachen der Zirkusfamilie Doria über die „Dame ohne Unterleib“, die es nicht gäbe. Diesen Klassiker des Varietés, ein Trick nur, ein optischer Trick. Natürlich. Kein Mensch kann leben ohne Unterleib.

United Archives GmbH / Alamy Stock Photo

Heute sind wir schlauer. Die Dame ohne Unterleib gibt es. Sie heißt CDU. Sie kann nicht laufen, nicht stehen, nicht gehen, sich nur begaffen lassen. Sie thront auf der Illusion ihrer selbst. Die CDU ist, was übrigbleibt, wenn wir nichts erwarten von Politik außer Gewöhnung. So sehr hat man sich an den Anblick dieser Partei ohne Unterleib gewöhnt, dass es uns am Ende – am Ende der Ära Merkel – kaum noch auffiel. Natürlich, da ist kein Unterleib, stimmt. Na und? Hast du etwas gegen Damen ohne Unterleib, Parteien ohne Unterbau? Wie altmodisch, wie diskriminierend. In der Ära Merkel wurde das Außergewöhnliche als normal angesehen. Nun begräbt das Normale eine außergewöhnlich gewordene CDU unter sich. Der bürgerliche Konservatismus will seine Partei zurück.

Als Partei ohne Unterbau war die CDU programmatisch ohne Programm. Sie war Fleisch vom Fleische Merkels und also angelegt aufs Funktionieren. Politik bedeutete, dass der Apparat Politik produziert, dass er also Reden, Gesetze, Kommissionen, Koalitionen, Kompromisse hervorbringt – an diesen Trugschluss hatten wir uns gewöhnt. Wir dachten wirklich, Politik finde statt, wenn Politiker reden. Wenn sie reisen und reden, tagen und reden. Wenn wir ihnen zuschauen bei Auftritt, Kunststück, Abgang, wie im Zirkus. Alles das bricht nun zusammen. Die Manege verschwindet, die Politik kehrt zurück.

Die Unfähigkeit Merkels zur programmatischen Aussage war keine Laune der Natur, sondern notwendig. Wenn die Bundeskanzlerin, Vorsitzende der CDU immerhin 18 Jahre lang, das Eine sagte und das Gegenteil auch und nichts Bestimmtes, dann war der Sinn erfüllt. Der Sinn des Merkelschen Redens bestand nicht darin, etwas auszusagen, sondern anderen Aussagen im Weg zu stehen. Ihr Reden schluckte den Schall derer, die etwas auszudrücken gehabt hätten. Verdrängte die Luft anderer Argumente. Leerer Schall und Nichtargumente waren die besten Mittel.

Ein idealer Merkelsatz lautete: „Es ist in den vergangenen Jahrzehnten vieles erreicht worden, aber es bleibt einiges zu tun.“ Unmöglich ist es, einen solchen Satz zu bestreiten, und darum wird er ausgesprochen. Der Klang der Worte wird zur Spachtelmasse für das Hirn. Dort verklebt er die Synapsen und verdickt das Denken. Die Gedanken gehen ein, weil keine Idee sie bewässert. Der Kopf schweigt. Auch diesem Merkel-Satz gelingt solch Geistverdrängung: „Wir stehen im Augenblick ja vor großen und riesigen Herausforderungen.“ Das stehen wir immer, das ist nie falsch, das sagt stets null aus. So wird im Rausch der Banalität die Wirklichkeit zugedeckt. So schieben sich Kulissen der Zufriedenheit vor unsere Augen und machen uns blind für die Wirklichkeit. Auch die Wirklichkeit kehrt nun zurück.

Mit Merkel-Sätzen kommt man unfallfrei durch Kabinette und Krisen. Man raubt aber einer Partei die Luft zum Atmen. Leben kann eine Partei nur in der Luft des Streits, des Arguments, der Programme. Sollte die CDU wirklich sterben, ginge sie zugrunde an der Angst vor dem Tode. An Leidenschaft für das Nichts aus Furcht vor dem Etwas. Der Merkel-CDU war eine Partei ohne Unterbau, weil sie sich das Nachdenken hat abtrainieren lassen. Die CDU betrachtete nicht mehr die Wirklichkeit, sondern ihr Einverständnis mit ihr. Die CDU pfiff auf Programme und Prinzipien, weil Programme prinzipiell den Weg zur Macht verlängern.

Heute, am 10. Februar des Jahres 2020, zahlte Annegret Kramp-Karrenbauer den Preis, der Angela Merkel zugedacht war. Die Parteivorsitzende gab ihren Verzicht bekannt auf die Kanzlerkandidatur 2021, der ein Verzicht darauf ist, weiterhin der CDU vorzustehen. Annegret Kramp-Karrenbauer öffnete das Fenster, damit sie hinausfliegen kann in die Wirklichkeit – und damit die Luft des Lebens wieder bis zur CDU vordringt. Zu stickig war es geworden in der Merkel-CDU, zu geistfeindlich, zu genügsam, zu gehorsam, zu brav, zu dumpf. Der Tanz ums goldene Kalb der Macht ließ alle verstummen. Die Merkel-CDU, deren Nachlassverwalterin heute zurücktrat, war stumm geworden in heilloser Geschwätzigkeit. Starr im Zittern, hohl in ihrer Anbetung vermeintlicher Stabilität.

Wird sich das schnell alles ändern? Natürlich nicht. Die Dame ohne Unterleib ist noch nicht abgespielt. Eine Partei aber ohne Programm, anschlussfähig in alle vier Windrichtungen, kann immer nur eine bizarre Ausnahme sein. Heute ist ein guter Tag für unsere Parteiendemokratie. Die Wirklichkeit kehrt zurück, die Politik kehrt zurück, Programme werden folgen. Der Unterbau wird wachsen. Da ist viel Luft da draußen. Das Leben ist voller Ideen. Ihr Augen, seht. Ihr Beine, geht. Noch ist nicht aller Tage Abend.

Ann-Kathrin, die Burka und die Weltoffenheit

Das schöne Jahr 2020 geht in seinen zweiten Monat, und endlich ist sie wieder da: die Burka-Debatte! Ich habe, muss ich gestehen, in meinem Leben schon mehr Burka-Debatten gesehen als Burkas, beiden aber begegne ich mit Skepsis. Die eine, die leibhaftige Burka (oder war es ein Nikab?), sehe ich nicht gerne. Da krampft sich inwendig etwas zusammen, da fühle ich mich provoziert und herabgesetzt und missachtet, wenn der schwarze Sack mich anschaut, ohne dass ich zurückschauen kann in Augen. Die Weigerung, angeblickt werden zu können, ist der schlimmste Anblick. So geschah es im vergangenen Jahr an einem Samstag in einem Berliner Karstadt. Die andere, die Burka-Debatte, mag ich auch nicht. Die Burka-Debatte spült gar zu viele Selbstverständlichkeiten im Gestus des mutigen Bekenntnisses an die Gestade der Öffentlichkeit, als dass da noch Selbstverständlichkeiten wären. Die Burka-Debatte schabt an der Freiheit, indem sie diese einklagt. Herrschaftszeiten, ist es so schwer zu verstehen? Das Recht der Freiheit muss es sein, da zu sein. Wo sie begründet werden muss, ist sie schon fast weg, die Freiheit.

Foto: H. P. Rabit

Sei’s drum. Man muss die Früchte der Erkenntnisse sammeln, solange sie prangen. Insofern begrüße ich die erste Burka-Debatte des Jahres 2020 ausdrücklich. Komm herein, altes Haus, wie ist es dir ergangen? Bist gar nicht gealtert, Respekt. Und ein Dank an jene Hamburger Oberverwaltungsrichter, die erklärten, eine 16-jährige Schülerin dürfe vollverschleiert am Schulunterricht teilnehmen. Die „vorbehaltslos geschützte Glaubensfreiheit“ gelte auch in diesem Fall. O Freiheit, du Donnerwort, wie wirst du schräg gesungen. Besonderer Dank aber an den schleswig-holsteinischen Landesverband der Grünen. Dieser hat im heldinnenhaften Alleingang ein Verbot von Burka und Nikab an der Universität verhindert. Und warum wohl? Weil die Religionsfreiheit einen hohen Rang im Grundgesetz habe.

Doch zitieren wir Ann-Kathrin Tranziska korrekt. Frau Tranziska steht den schleswig-holsteinischen Grünen vor, und sie erhielt ihre fünf Minuten Fame, weil sie sagte: „Eine weltoffene und rechtsstaatliche Gesellschaft zeichnet aus, dass religiöse Symbole getragen oder auf sie verzichtet werden kann.“ Vielleicht ist es einer mündliche Rede geschuldet, vielleicht hat der berichtende Journalist geschlampt. Vielleicht aber korrespondieren hier staatspolitische und grammatikalische Unordnung in bezeichnender Weise – mein Verdacht ist das schon lang: dass mit der Ordnung im Satzbau die Ordnung im Denken stirbt und dass diese Unordnung sozialer Ordnungsflucht den Weg weist. Halten wir nüchtern fest: „Symbole“ sind Mehrzahl und verlangen ein Verb in der Mehrzahl. Wer sagt, „Symbole kann getragen werden“, der hat die symbolische Ordnung, auf die er sich beruft, bereits inwendig zerstört. Womit wir beim Thema wären, der Weltoffenheit.

Frau Tranziska von den schleswig-holsteinischen Grünen, die in Kiel mitregieren, sähe durch ein Burka-Verbot an Universitäten die Weltoffenheit gefährdet. Daraus folgt Verschiedenes: Weltoffenheit ist gut. Weltoffenheit muss sein. Weltoffenheit darf keine Verbote aussprechen. Weltoffenheit geht vor Rechtsstaatlichkeit. Hätte Frau Tranziska sonst diese Reihenfolge gewählt und sich auf die „weltoffene und rechtsstaatliche Gesellschaft“ als höchste Instanz berufen? Dummerweise ist Weltoffenheit der McGuffin unter den Begriffen. Immer dabei, nie definiert und am Ende leer. Auf Weltoffenheit beruft man sich, wenn man Scheu hat vor Festlegungen. Weltoffenheit ist das Lob, das man sich spendiert, wenn die Gründe schütter sind. Weltoffenheit ist die Schlafmaske der Vernunft, das Baldrian des Denkens. Wo Weltoffenheit gedeiht, wächst kein Argument mehr. Wollte jemand gegen Weltoffenheit sein? Pfui, ab in die Ecke.

Die Welt ist alles, was der Fall ist. Die Welt ist. Sie hat keine Qualität und kennt keine Moral. Weltoffenheit meint zweierlei, und beides wird eingesetzt zu strategischen Zwecken. Weltoffenheit ist Offenheit für die Welt und ist die Offenheit der Welt. Für die Altvorderen: genitivus subiectivus und genitivus obiectivus. Offenheit für die Welt kann es, streng genommen, nicht geben. Wir alle sind Welt. Alles ist Welt. Sollen wir also offen sein für uns? Soll das Sein das Sein willkommen heißen? In diesem Sinn markiert Weltoffenheit den Nullpunkt des Denkens. Ist Bullshit für Akademiker.

Wie steht es mit der anderen Bedeutung, der Offenheit der Welt? Sinnvoll offen sein kann die Welt nur für das, was nicht Welt ist. Die Welt, in der wir leben, könnte offen sein für andere Welten, für Marsianer und Lunarier oder für das Übersinnliche. Auch das meinen die Apostelinnen der Weltoffenheit nicht. Sie reden von Weltoffenheit und meinen die Offenheit für Kulturen, Religionen, Bräuche von weither. Meinen also, dass jeder und jede an jedem Ort der Welt alles tun dürfe, unterschiedslos, qualitätslos. Das hat mit Weltoffenheit nichts und mit geistiger Selbstumzirkung alles zu tun. Man muss sich systematisch unter das einmal erreichte intellektuelle Niveau begeben, um die Weltanschauung, die Burka und Nikab hervorbringt, anspruchsberechtigt für Weltoffenheit zu halten. Härter formuliert: Eine Welt, die offen ist für die Unterdrückung der Frau, verdient keine Offenheit, sondern „zivilisierte Verachtung“ (Carlo Strenger sel. A.).

Burka-Debatte, altes Haus, du hast es wieder geschafft. Ich habe mich an dir beteiligt, obwohl ich es nicht wollte. Obwohl es der Freiheit nicht guttut, wenn Freiheit von der Selbstverständlichkeit zum begründungspflichtigen Einzelfall wird und wenn Religionsfreiheit missverstanden wird als Freiheit zur Unterjochung der Freiheit. Ich tröste mich damit, dass die Freiheit auch ungebetene Verteidiger wie mich erträgt. Und mit der Hoffnung, dass die schleswig-holsteinischen Grünen erkennen werden, dass Weltoffenheit nie und nicht und niemals eine Entschuldigung sein darf für Kulturen der Unfreiheit. Es gibt nur eine einzige Weltoffenheit, die immer gilt: die Offenheit des Geistes für die Welt und ihre Wirklichkeit. Davon hat sich verabschiedet, wer im Namen der Weltoffenheit die Welt der Freiheit verschließt.

Privacy Settings
We use cookies to enhance your experience while using our website. If you are using our Services via a browser you can restrict, block or remove cookies through your web browser settings. We also use content and scripts from third parties that may use tracking technologies. You can selectively provide your consent below to allow such third party embeds. For complete information about the cookies we use, data we collect and how we process them, please check our Privacy Policy
Youtube
Consent to display content from - Youtube
Vimeo
Consent to display content from - Vimeo
Google Maps
Consent to display content from - Google